Der Jedi der Mittelfrankenbahn

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Artikel: Der Jedi der Mittelfrankenbahn

Wenn Kolleg:innen Wünsche für die Schicht- und Dienstpläne haben, wenn die Technik in der Fahrzeugabstellung oder die Kaffeemaschine in der Einsatzstelle mal nicht funktionieren – dann kümmert sich Triebfahrzeugführer Ralf Schulze. Was der Franke außerdem mit Darth Vader und „Star Wars“ zu tun hat, lesen Sie hier.

Seit gut 30 Jahren ist Ralf Schulze bei der Bahn: Nach einer Lehre zum Industriemechaniker, Fachrichtung Betriebstechnik, absolvierte er in Nürnberg die Lokführer-Ausbildung und fährt seit 1996 Dieseltriebzüge der Mittelfrankenbahn (DB Regio Bayern). Die Strecken östlich von Nürnberg nach Gräfenberg, Simmelsdorf-Hüttenbach und Neuhaus (Pegnitz) sind sein Revier. Der 49-Jährige wohnt mit Frau und zwei Kindern im oberfränkischen Leupoldstein, etwa 50 Kilometer von Nürnberg entfernt. Als 2016 die Einsatzstelle im Bahnhofsgebäude von Neuhaus eingerichtet wurde, verkürzte sich sein Arbeitsweg auf 15 Kilometer. 

Unbeliebte Schicht neu organisiert

23 Triebfahrzeugführer:innen (Tf) sind der Einsatzstelle Neuhaus zugeordnet. Hier beginnen oder beenden sie die Schichten und verbringen ihre Pausen. Ralf Schulze hat immer ein offenes Ohr für ihre Wünsche und Sorgen. Zum Beispiel als es um die unbeliebte 11-Stunden-Schicht mit drei Fahrten nach Neuhaus und einer nach Simmelsdorf ging. „Ich habe das angesprochen und wir haben es geändert: Jetzt fahren die Tf jeweils einmal nach Neuhaus und Simmelsdorf und unterstützen beim Rangieren und Bereitstellen der Züge in Nürnberg. Damit ist die Schicht kürzer und abwechslungsreicher“, sagt Schulze. Er wird auch aktiv, wenn mal ein Kabel oder ein Stecker am Elektranten in der Abstellung – oder eben die Kaffeemaschine in der Einsatzstelle – nicht funktioniert, und ruft den Verantwortlichen an, damit der Defekt schnell behoben wird. 

„Einer unserer zuverlässigsten Mitarbeiter“

Die Stimmung in der kleinen Einsatzstelle ist gut. Die Kolleg:innen kennen sich seit Jahren beruflich und privat. „Wir haben einen Kollegen, der einen eigenen Bunker hat. Ein anderer fährt seit Kurzem privat einen Leichenwagen“, erzählt Schulze schmunzelnd. Er selbst läuft in seiner Freizeit, zum Beispiel den Halbmarathon in Fürth. Die Kolleg:innen schätzen Schulzes Engagement für die Einsatzstelle, genau wie Teamleiter Jörg Schmidt: „Ralf nennt die Dinge beim Namen, die nicht gut laufen, und kümmert sich völlig eigenverantwortlich um die Einsatzstelle Neuhaus. Er ist einer unserer zuverlässigsten Mitarbeiter.“

Kein Jedi, sondern Darth Vader

Aber was hat es nun mit Darth Vader und der dunklen Seite der Macht auf sich? Ist es vielleicht die Burg Veldenstein mit ihren Türmen und dem Bunker, den Burgherr und Ober-Nazi Hermann Göring erbauen ließ? Unter dem grauen Winterhimmel thront sie schon ein bisschen bedrohlich über dem Ort und der Einsatzstelle. Nein, es ist nicht die Burg, sondern Ralf Schulze selbst. Der ruhige und zurückhaltende Mann begeistert sich für die „Star Wars“-Filme und ist Mitglied des Vereins „Star Wars Fans Nürnberg“ und der „German Garrison“ des weltweiten Kostümclubs „501st Legion“. 

Bei seinem positiven Engagement für die Einsatzstelle und seiner besonnenen Art würde man Schulze eher in der Rolle eines Jedi vermuten, aber er fährt in den Kostümen von Darth Vader oder eines Sturmtrupplers zu Conventions, den Treffen der Fans. Als Darth Vader war er zum Beispiel im September 2022 bei der Noris Force Con in Nürnberg dabei. 45.000 Euro haben die Fans bei dem dreitägigen Event gesammelt – und dem Tierheim Nürnberg gespendet. So eine gute Tat hätte man Darth Vader, der lange Zeit der dunklen Seite der Macht verfallen war, und den Sturmtrupplern gar nicht zugetraut.