Erinnerung an den Beginn der Deportation von Jüdinnen und Juden vor 80 Jahren in Berlin

Artikel: Erinnerung an den Beginn der Deportation von Jüdinnen und Juden vor 80 Jahren in Berlin

Am 18. Oktober 1941 begannen die Nazis am Bahnhof Grunewald mit den Deportationen von Jüdinnen und Juden. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bahnchef Richard Lutz gedachten zusammen mit Ehrengästen am Mahnmal Gleis 17 der Opfer.

Weiße Rosen zum Gedenken und als Zeichen der Trauer – am Mahnmal Gleis 17 am Berliner Bahnhof Grunewald legten Ehrengäste die Blumen nieder. An jenem Ort, wo vor 80 Jahren mit dem ersten „Osttransport“ mit mehr als 1.000 jüdischen Kindern, Frauen und Männern die Deportationen in den Tod begannen.  

Bahnchef Dr. Richard Lutz, Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller, Elke Büdenbender, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Dr. Axel Drecoll, Vorsitzender der Ständigen Konferenz der NS-Gedenkorte im Berliner Raum gedenken der Opfer der nationalsozialistischen Deportationen (v.l.)

„Nie wieder darf Antisemitismus einen Platz in unserer Gesellschaft haben. Nie wieder dürfen antisemitisches Denken und Handeln ohne Widerspruch und öffentliche Reaktionen bleiben“, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 80. Jahrestag.

Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer

Gemeinsam mit dem DB-Vorstandsvorsitzenden Richard Lutz, dem israelischen Botschafter Jeremy Issacharoff und Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller nahm er an der Gedenkveranstaltung teil. Auch die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer war unter den Gästen. 

Auszubildende erinnern an jüdische Eisenbahner

Während der Gedenkveranstaltung verlasen drei Auszubildende der Deutschen Bahn Biografien von vier jüdischen Eisenbahnern. Die Auszubildenden Jonas Eiben, Felix Willy Fengler und Tassilo Max Warnkens stellten mit ihren selbst geschriebenen Texten die Schicksale von Paul Levy, Wilhelm Kronheimer, Louis Blumenthal sowie Dagobert Grünberg vor. „Sie haben für die Reichsbahn gearbeitet, sind dann unter den Nazis ausgegrenzt, ausgeraubt und mit der Eisenbahn in den Tod geschickt worden“, sagte ein sichtlich bewegter Tassilo.

Die DB-Auszubildenden Felix Willy Fengler, Tassilo Max Warnkens und Jonas Eiben (v.l.) erinnern am Mahnmal Gleis 17 an das Schicksal von vier jüdischen Eisenbahnern

„Nie war das Erinnern an die abscheulichen Verbrechen des Nationalsozialismus wichtiger als heute. Nur wenn wir immer wieder gemeinsam gedenken und ermahnen, können wir verhindern, dass sich Geschichte wiederholt“, betonte DB-Vorstandsvorsitzender Richard Lutz. „Besonders berührt hat mich, dass bei der heutigen Gedenkveranstaltung drei unserer Auszubildenden an das Schicksal jüdischer Eisenbahner erinnert haben. Sie engagieren sich wie viele tausend andere jungen Menschen bei der Deutschen Bahn in verschiedenen Projekten gegen Hass und Gewalt. Dieses Engagement macht mich stolz! Und es stimmt mich optimistisch - für eine Zukunft, in der Antisemitismus und Rassismus keinen Platz haben.“  

Die Auszubildenden „engagieren sich wie viele tausend andere jungen Menschen bei der Deutschen Bahn in verschiedenen Projekten gegen Hass und Gewalt“, so Richard Lutz. „Dieses Engagement macht mich stolz! Und es stimmt mich optimistisch - für eine Zukunft, in der Antisemitismus und Rassismus keinen Platz haben.“ 

#NieWieder 

Am 18. Oktober 1941 verließ der erste Berliner „Osttransport“ den Bahnhof Grunewald in Richtung Litzmannstadt (Łódż). Ab 1942 fuhren Deportationszüge auch vom Anhalter Bahnhof und vom Güterbahnhof Moabit ab. Ziele der Transporte waren Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager in Minsk, Kowno, Riga, Piaski, Warschau, Theresienstadt, Sobibor, Rasik und Auschwitz. Insgesamt wurden bis zu sechs Millionen jüdische Kinder, Frauen und Männer Opfer des nationalsozialistischen Völkermordes an den Juden Europas, darunter mehr als 50.000 aus Berlin. 

Seit 1998 erinnert das Mahnmal Gleis 17 an die Transporte der Deutschen Reichsbahn.