Artikel: Hilfe für ukrainische Eisenbahner:innen
Bei DB Cargo in Hamburg Billwerder ist am 4. August ein LKW aus Hannover angekommen. Die enthaltenen Güter wurden in Windeseile in eine Lok verräumt und dann auf die Schienen gebracht. Die Ladung: eine wirklich wertvolle Fracht. Das Ziel: die knapp 1.300 Kilometer entfernte Grenze der Ukraine.

Die Sonne hängt sengend über dem Asphalt. Der Hamburger Sommer ist auch in Billwerder angekommen. Während viele gerade die Ferien genießen und bei 36 Grad am See liegen, wird hier geschuftet. Die Mitarbeitenden verladen schwere Paletten vom gerade eingelaufenen LKW auf dem Gelände von DB Cargo in riesige Container, während ihnen der Schweiß von der Stirn tropft. Doch alle packen unermüdlich mit an. Und das nicht ohne Grund.
Seitdem die Ukraine im Frühjahr 2022 von Russland angegriffen wurde, herrscht im gesamten osteuropäischen Land der Ausnahmezustand. Neben der Versorgung der Bevölkerung ist auch Material- und Ressourcenknappheit ein großes Problem. Die wirkt sich nämlich nicht nur auf die Lebensmittel, sondern auch auf die Bestände der Eisenbahner:innen vor Ort aus. Und das kann verheerende Folgen haben. Um Menschen auf der Flucht, Getreide und humanitäre Güter auch weiterhin transportieren zu können, benötigen die Arbeitenden vor Ort dringend Unterstützung. Diese bekommen sie nun von DB Cargo in Zusammenarbeit mit der hauseigenen Spedition Transa FLS und DB Schenker, dem DB Netze DUSS-Terminal und dem Verein Ukraine Ansbach International e.V.
Bahnchef:innen halten zusammen
Vor gut einem Monat verabredeten die europäische Bahnchef:innen gemeinsam in Wien eine ausreichende Unterstützung der Ukraine, darunter auch DB-Chef Richard Lutz. Sie verpflichteten sich zukünftig zur Lieferung von technischer Ausrüstung und Ersatzteilen sowie zur Unterstützung der ukrainischen Eisenbahnen beim Wiederaufbau. Von Inga Barna aus dem Vorstand der gemeinnützigen Organisation hatte die Deutsche Bahn außerdem den heißen Tipp erhalten, dass die Eisenbahner:innen vor Ort jede Hilfe benötigen können. So ging alles Schlag auf Schlag. Die Abwicklung der Aktion erfolgte in kürzester Zeit: Zusammengepackt wurden Schutzkleidung, Warnwesten, Jacken, Latzhosen, Schuhe, Gürtel und Mützen. Dann ging es für den LKW auf die Straße Richtung Norden.
In der Halskestraße 67 macht sich Jonas Kröger für seinen Einsatz bereit. Der Eisenbahner im Betriebsdienst ist gerade im zweiten Lehrjahr und soll die Lok unter Aufsicht seines Prüfers Manuel Breuer, Operativer Leiter Produktion, nach der Beladung rangieren. „Warum ich ausgewählt wurde? Ich würde sagen, ich war irgendwie zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Und jetzt bin ich mehr als froh, an der Aktion beteiligt zu sein. Wir helfen ja quasi unseren Kolleg:innen.“ Nach etwas mehr als zwei Stunden Fahrt von Hannover nach Hamburg biegt der LWK dann endlich auf das DB Cargo Gelände in Billwerder ein und wird von den Mitarbeitenden sofort empfangen.
Mit der Lok Richtung Ukraine
Insgesamt 125 Paletten in fünf 40-Fuß-Containern wurden von Montag bis Donnerstag verladen und dann auf den Weg nach Hamburg gebracht. Auch wenn das Verladen von Gütern eigentlich zum Tagesgeschäft von DB Cargo, DB Schenker und TRANSA FLS gehört, ist die Arbeit mit den Hilfsgütern doch etwas ganz anderes. Denn hierbei gelten strenge Vorschriften. Zugelassene Güter müssen als Spenden gelten und vorher mit den ukrainischen Behörden abgesprochen werden. Auch hier kam Inga Barna als Ansprechpartnerin ins Spiel – sie stellte das Bindeglied zu allen benötigten Kontaktpersonen im betroffenen Land her.
Zusätzlich unterscheidet sich auch der Sicherheitsaspekt des Verkehrsmittels zum routinierten Alltag. Eine rote Gravita BB zieht den Containerwagen im Einzelwagensystem der DB Cargo bis nach Seddin, von wo aus es nach Polen und weiter in die Ukraine geht. Ganz unscheinbar, denn der Zug soll so wenig wie möglich auffallen. Denn nur so kann sie genau den Zweck erfüllen, der ab der ersten Sekunde angedacht war: den Menschen vor Ort so gut es geht unter die Arme zu greifen.