Artikel: Brücken bei der Deutschen Bahn
Zustand mit gut bewertet • 900 Brücken seit 2015 umfassend erneuert • Bislang größtes Modernisierungsprogramm für bestehende Infrastruktur voller Erfolg • In den kommenden zehn Jahren weitere Milliardeninvestitionen in 2.000 Brücken
FRISCHEKUR FÜR 900 BRÜCKEN – ERFOLGREICHE BILANZ NACH FÜNF JAHREN
Die DB AG unterhält in Deutschland mehr als 25.700 Eisenbahnbrücken unterschiedlichster Bauart. Sie gehören zu den langlebigsten Bauwerken der Bahn und werden von den DB-Brückenprofis regelmäßig geprüft, damit ein verlässlicher und sicherer Schienenverkehr gewährleistet ist. Viele Brücken sind teils über 100 Jahre alt. Damit sie gewohnt ihren Dienst tun können, wird umfassend in Erhalt und Erneuerung investiert.
900 Bauwerke hat die Bahn allein in den letzten fünf Jahren umfassend erneuert. Grundlage für die großangelegte Frischekur ist das bislang größte Modernisierungsprogramm in der DB-Geschichte. Gemäß der Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung II (LuFV II) zwischen Bahn und Bund fließen zwischen 2015 und 2019 rund 28 Milliarden Euro in die bestehende Schieneninfrastruktur. Über drei Milliarden Euro davon stehen allein für die Eisenbahnbrücken zur Verfügung.

Damit nicht genug: Denn die Bahn baut und saniert auch Straßen- oder Fußgängerüberführungen, ersetzt Durchlässe beziehungsweise Bahnübergänge durch neue Brücken und führt laufende Sanierungsarbeiten an bestehenden Bauwerken durch. Die Substanz der Anlagen wird durch die hohen Investitionen deutlich verbessert. Der Zustand der Eisenbahnbrücken in Deutschland wird kontinuierlich als „gut“ bewertet.
In den kommenden zehn Jahren stehen mit der LuFV III nochmal mehr finanzielle Mittel zur Verfügung, von denen weitere 2.000 Eisenbahnbrücken profitieren werden.
8 VON 900: DIE SPEKTAKULÄRSTEN BRÜCKEN AUS DEM BRÜCKENPROGRAMM DER LEISTUNGS- UND FINANZIERUNGSVEREINBARUNG II
Die Neueste
Die pünktlich zum Ende des Jahres 2019 erneuerte Eisenbahnbrücke ist seit 2015 im Netz der Deutschen Bahn und als 900. fertig geworden. Sie ist die neueste, die es momentan in Deutschland zu finden gibt. In Zepernick am nordöstlichen Stadtrand Berlins überspannt sie die Schönower Straße.

Die Verkehrsreichste
Die komplett erneuerte Eisenbahnbrücke Königstraße in Hannover ist mit 784 Zügen pro Tag die verkehrsreichste unter den im Rahmen der LuFVII modernisierten DB-Brücken.

Die Längste und Größte
Die Aurachtalbrücke auf der Strecke Nürnberg-Würzburg bei Emskirchen ging nach umfassender Modernisierung im November 2016 in Betrieb. Mit knapp 528 Metern Länge und einer Fläche von mehr als 7.200 Quadratmetern ist sie das längste und größte Bauwerk aus dem 875-Brückenprogramm.

Die Internationale
Mit dem Bau eines dritten Gleises über die Saalach bei Freilassing, das 2017 ans Netz ging, wird der Nahverkehr zwischen dem Berchtesgadener Land und dem Salzburger Zentrum jetzt leistungsfähiger und attraktiver.

Die Preisgekrönte
Die erneuerte Eisenbahnbrücke über die Aller bei Verden wurde 2015 fertiggestellt. Mit ihrem außergwöhnlichen Design räumte sie zwei Jahre später den Ingenieurpreis des Deutschen Stahlbaus ab.

Die Älteste
Die 1839 in Betrieb gegangene Niddabrücke in Frankfurt am Main wurde 2017 denkmalgerecht teilerneuert. Sie ist nicht nur das älteste Bauwerk aus dem 875-Brücken-Programm, sondern gleichzeitig auch die zweitälteste Brücke der Bahn insgesamt.

Die Kleinste
Mit gerade einmal 16 Quadratmetern ist die Brücke „Hintsberger Graben“ auf der Strecke Grafing Bahnhof – Wasserburg Bahnhof die kleinste erneuerte LuFV II-Brücke. Sie ging 2018 in Betrieb.

Die Höchste
Mit 107 Metern ist die Müngstener Brücke zwischen Solingen und Remscheid nicht nur die höchste Brücke, die in den letzten fünf Jahren im Rahmen der LuFV II erneuert wurde, sondern auch unübertroffen die höchste Eisenbahnrücke Deutschlands aus Stahl.

Müngstener Brücke bei Solingen
BRÜCKEN KONKRET: DATEN UND FAKTEN

GEWUSST, WO: ALLE BRÜCKEN DER BAHN IM BRÜCKENPORTAL
Einen Überblick über alle Eisenbahnbrücken in Deutschland bietet das Brückenportal. Dort findet sich eine interaktive Brückenkarte, auf der sämtliche Eisenbahnbrücken inklusive einer kurzen Beschreibung abrufbar sind. Transparenz bietet das Portal auch in Bezug auf den Zustand der Bahnbrücken und die Umsetzung des aktuellen Sanierungsprogramms der DB.
VON BRÜCKENEXPERTEN REGELMÄßIG ÜBERWACHT
Alle DB-Brücken werden nach vorgeschriebenen Fristen von Experten regelmäßig inspiziert und geprüft. Gutachter und Sachverständige müssen eine geeignete Ausbildung sowie weitere Qualifikationen und Berufserfahrung haben, um auch vom Eisenbahn-Bundesamt – der Aufsichtsbehörde – anerkannt zu werden. Im Ergebnis der Prüfungen gibt es Schulnoten für die DB-Brücken von eins bis vier.
DEUTSCHLANDS EISENBAHNBRÜCKEN IN GUTEM ZUSTAND
Der Gesamtzustand der deutschen Eisenbahnbrücken wird regelmäßig mit „gut“ bewertet. Lediglich 4 Prozent der Bauwerke fallen in die Kategorie 4, was bedeutet, dass bei diesen Brücken eine wirtschaftliche Instandsetzung nicht mehr gegeben ist. Hier ist es sinnvoller, das Bauwerk komplett zu ersetzen. Die Zustandskategorie trifft keine Aussage über die Betriebssicherheit. Selbst Brücken der schlechtesten Zustandskategorie sind für die Nutzung des Eisenbahnbetriebs sicher, sonst würde kein Betrieb zugelassen. Entsprechend kann die Verweildauer in der Kategorie 4 bis zu 15 Jahre und teilweise länger sein.
NEUE STRECKE, NEUE BRÜCKEN: VERKEHRSPROJEKT DEUTSCHE EINHEIT NR. 8
Die Aus- und Neubaustrecke Nürnberg–Berlin ist das „Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 8“ (VDE 8). 1991 beschloss die Bundesregierung, die Verkehrsverbindungen zwischen Ost und West auf Schiene, Straße und Wasserwegen auszubauen. Darunter auch die Bahnstrecke von Nürnberg nach Berlin. Das Projekt besteht aus drei Abschnitten: 2006 wurde die Strecke Leipzig/Halle–Berlin (VDE 8.3), die für 200 km/h ausgebaut wurde, für den Verkehr freigegeben. Im Dezember 2015 ging die Neubaustrecke Erfurt–Leipzig/Halle (VDE 8.2) in Betrieb. 2017 wurde mit der VDE 8.1 nach Nürnberg auch der letzte Neubauabschnitt vollendet.
Die Neubaustrecke Ebensfeld–Erfurt durch den Thüringer Wald bis nach Oberfranken gilt als der ingenieurtechnisch anspruchsvollste Teil der VDE 8. Neben 22 Tunneln mit 41 Kilometern Gesamtlänge war hier insbesondere auch der Bau von 29 Talbrücken mit rund 12 Kilometer Gesamtlänge eine echte Herausforderung an Mensch und Technik. Die Ingenieurbauwerke waren unter teils schweren geologischen und meteorologischen Bedingungen zu errichten. Die neue Strecke führt bis in eine Höhe von 603 Metern. 36.000 so genannte Gleistragplatten aus Beton bilden die Fahrbahn. Auf über 1.000 Hektar wird die Landschaft als Ausgleich für den Baueingriff ökologisch aufgewertet.
Seit Ende 2017 sind alle 230 Kilometer Neubaustrecken sowie die Gesamtverbindung bis nach München in Betrieb. Zwischen Berlin und München hat sich dadurch die Fahrzeit mit der Bahn von bislang sechs auf vier Stunden verringert. Die neue Strecke bietet damit – nicht zuletzt auch Dank der Brückenbauwerke – eine umweltfreundliche Alternative zu Luft-, Lkw- und Pkw-Verkehr.
MIT LEIDENSCHAFT BEI DER SACHE: DIE MENSCHEN HINTER DEN BRÜCKEN
Viele tausend Menschen kümmern sich bei der Bahn um den sicheren Betrieb und die Instandhaltung der über 25.700 Eisenbahnbrücken in Deutschland. Damit jede Brücke stets einwandfrei befahrbar ist, werden die Bauwerke zum Beispiel von den Brückenprüfteams der DB Netz regelmäßig überprüft und gewartet. Aber auch Planer und Ingenieure arbeiten daran, dass das Schienennetz und mit ihm die Brücken für die Mobilität von morgen gerüstet sind.
Durch die größte Infrastruktur-Modernisierung in der Bahngeschichte ist der Bedarf an Ingenieurinnen und Ingenieuren gewaltig. Deshalb stellt die DB allein 2019 rund 3.000 weitere Ingenieure ein. Insgesamt arbeiten etwa 10.000 Ingenieure bei der DB. Sie ist damit eines der größten Ingenieurbüros Deutschlands.