Brücke gebaut, Fischkindergarten geschaffen

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Artikel: Brücke gebaut, Fischkindergarten geschaffen

Beim Bau einer Eisenbahnbrücke für die S6 gelangte Kies in die Nidda – ein kleiner Zwischenfall mit ungeahnten Folgen. Der Gewässerökologe Gottfried Lehr über eine überraschende Entdeckung.

Quelle: DB/Uli Planz
Bei den Arbeiten an der neuen Eisenbahnbrücke gelangte Kies in die Nidda – mit ungeahnten Folgen für die Artenvielfalt in dem Fluss.

Die neue Eisenbahnbrücke über die Nidda ist das zentrale Bauwerk des viergleisigen Ausbaus zwischen Frankfurt/Main – Friedberg. Hierüber werden künftig die S-Bahnen im 15-Minuten-Takt unabhängig vom übrigen Verkehr rollen. Bislang muss sich die S6 zwei Gleise mit dem Nah-, Regional-, Fern- und Güterverkehr teilen. Beim Bau der zentralen Brücke in Bad Vilbel haben Arbeiter im vergangenen Sommer eine Arbeitsbühne über dem Flussbett installiert, das Wasser floss während der Bauarbeiten durch eigens verlegte Rohre. Bei einem heftigen Gewitter wurden Teile des Kieses, der als Untergrund für die Arbeitsbühne diente, in die Nidda gespült.

Gemeinsam mit Umweltexperten und Behörden beschloss die DB, den durch das Gewitter angespülten Kies im Wasser zu belassen. Eine Entscheidung mit unerwarteten Folgen: „Durch die Kies-Aufschüttungen sind neue und größere Laichplätze entstanden“, so Gottfried Lehr.

Die Folge: Barben, Nasen, Rotaugen und Schneider satt. Die Bilder einer Unterwasserkamera des Gewässerökologe Gottfried Lehr zeigten eine Vielzahl teils seltener Fische. „Diese Arten waren bisher trotz vielfältiger Ansiedlungsversuche relativ selten und nur vereinzelt zu finden“, so Lehr.

Quelle: Gottfried Lehr
Zwei Barben an ihrem Laichplatz in der Nidda: Das große Tier ist ein Weibchen auf dem Weg zum Laichen, der kleine Fisch daneben ein männliches Jungtier.

Auf Höhe der alten Niddabrücke finden sich demnach nun allein 60 Barben in dem fließenden Gewässer, das in den Main mündet. Der Süßwasserfisch ist offenbar zum Laichen an seinen alten Stammplatz zurückgekommen. „Die Bauarbeiten für die eigenen Gleise für die S6 haben den Fischen einen deutlich verbesserten Lebensraum beschert“, sagt der Gewässerökologe. Mehr Artenvielfalt durch Bauarbeiten.

„Die Flachzonen sind der optimale Lebensraum für Fische, quasi der ‚Kindergarten der Fische‘.“ So zählt der Gewässerökologe in diesem Jahr wesentlich mehr Tiere wie bisher, darunter etliche bedrohte Fischarten. Mehr Artenvielfalt in der Nidda – ein ebenso unerwarteter wie schöner Nebeneffekt der Bauarbeiten für die S-Bahn.

Weitere Infos zum Projekt „Eigene Gleise für die S6“ finden Sie auf der Projektseite von DB Netz.

Umwelt- und Artenschutz haben Priorität

Sämtliche Eingriffe in die Natur, die beispielsweise durch den Bau der neuen, eigenen Gleise für die S6 entstehen, müssen ausgeglichen und kompensiert werden. In dem Zusammenhang entstehen entlang der Nidda zwei weitere gewässerökologische Projekte. So renaturiert die DB gemeinsam mit Partnern ein altes Niddawehr und den Urselbach für eine größere Biodiversität. Außerdem wurde ein Ruheplatz für Fische geschaffen. Der Gewässerökologe Gottfried Lehr unterstützt und berät die Bahn hierbei als Experte.