„Das Fahrrad hat Rückenwind“

Artikel: „Das Fahrrad hat Rückenwind“

Pop-up-Lanes, geschützte Radwege, autofreie Zonen – das Fahrrad gewinnt zunehmend an Verkehrsraum. Und doch muss noch vieles ins Rollen kommen, sagt Jana Kühl, 38, Deutschlands erste Professorin für Radverkehrsmanagement. Bei DB MOBIL erklärt sie, was sie verbessern möchte – und warum Radtouren durch Paris, Bremen und Wuppertal sich lohnen.

Im Leben von Jana Kühl dreht sich fast alles ums Fahrrad. Seit 2020 ist sie die erste Professorin für Radverkehrsmanagement in Deutschland und bildet an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften in Salzgitter Fachleute für die Verkehrswende aus. Sie spricht mit Politiker:innen und Kommunen, trifft Initiativen vor Ort und setzt sich für mehr nachhaltige Mobilität ein.

Dabei sollte die aktuelle Klimaschutzdebatte ihrem Anliegen viel Auftrieb verleihen. Kaum eine Kommune, die sich nicht dazu bekennt, die CO2-Belastung reduzieren zu wollen. Aber wenn es um die Verteilung des Verkehrsraums geht, hat Kühl erfahren, prallen die Interessen aufeinander. „Dabei geht es nicht darum, das Autofahren generell zu verbieten, es geht vielmehr um die Frage, wie man auf engstem Raum Lebensqualität für alle schafft und erhält. Dann kann es sinnvoll sein, Parkraum für Autos abzubauen, um breitere Wege zu schaffen, oder Neben- in Velostraßen umzuwidmen, und das passiert auch immer öfter“, sagt die 38-Jährige im Interview.

Für sie klar: Das Fahrrad bekommt durch die aktuelle Diskussion zunehmend Rückenwind. „Es ist nicht nur ein effektives Verkehrsmittel im Nahbereich, es ist auch Zubringer zum ÖPNV und zur Bahn und leistet einen wichtigen Beitrag zur klimafreundlichen Mobilität.“

Der größte Hemmschuh für die Attraktivität des Radfahrens ist bis heute die mangelnde Sicherheit, wie aus vielen Befragungen von Verkehrsteilnehmer:innen hervorgeht. Daraus leiten sich für Kühl zentrale Forderungen an Städte und Kommunen ab. Radfahrer:innen benötige gut markierte, möglichst durch Poller oder Bordsteine geschützte Velorouten und Radschnellwege, um Konflikte zu vermeiden und das Sicherheitsgefühl zu erhöhen.

Einige gute Ansätze sieht Kühl in Großstädten wie Berlin, Hamburg und Frankfurt am Main, vorbildlich entwickele sich Bremen mit einem großen Radwegenetz und Fahrradzonen in einem Stadtviertel. Auch in anderen Orten entstehen gerade Projekte mit Modellcharakter, die nach Ansicht von Kühl sehr wichtig sind. „Sie können den Menschen bewusst machen, wie sich das Leben im öffentlichen Raum verändert, sobald der nicht vom Kfz-Verkehr dominiert wird, was sich unmittelbar durch weniger Lärm, weniger Konfliktpotenzial, weniger Stress und mehr Sicherheit auswirkt.“

Wo Radfahren schon heute Spaß macht und welche Fahrradangebote und -services die Deutsche Bahn bereithält, lesen Sie auf dbmobil.de.