"Die Menschen wollen Bahnfahren"

Zum Inhalt springen
DB-Vorstandsvorsitzender Dr. Richard Lutz über die aktuelle Lage und die Ziele der Bahn in 2022.

In einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur äußert sich der Vorstandsvorsitzende der DB, Dr. Richard Lutz, zur betrieblichen Situation und gibt einen Ausblick über die Ziele der Bahn in diesem Jahr. Nachfolgend einige aktuellen Aussagen des Bahnchefs.

Zur aktuellen Lage:

"Wir haben in den letzten Tagen unser Angebot minimal reduziert und teilweise die Zugbesetzung ein bisschen ausgedünnt. Unser Betrieb läuft derzeit insgesamt aber ruhig und weitestgehend reibungslos. Allerdings: Wenn die Infektionszahlen weiter so rasant steigen, werden wir uns das natürlich noch einmal anschauen. Klar ist: wir wollen so viel wie irgend möglich fahren. Im Moment sieht es jedenfalls ganz gut aus und ich rechne nicht mit drastischen Einschränkungen unseres Fahrplans, so wie wir es zu Beginn der Pandemie ja schon erleben mussten."

Quelle: DB AG / Pablo Castagnola

Die Menschen wollen Bahnfahren. Deshalb investieren, modernisieren, rekrutieren und qualifizieren wir weiterhin trotz der Krise auf Rekordniveau.

DB-Vorstandsvorsitzender Dr. Richard Lutz

Zur Entwicklung der Fahrgastzahlen:

"2021 haben wir im Fernverkehr etwas mehr Fahrgäste transportiert als im Jahr 2020, und das obwohl die Pandemie erst im März 2020 ausgebrochen ist (81,3 Mio. vs. 80,9 Mio.). Die Menschen wollen Bahnfahren. Im Weihnachtsgeschäft waren wir nur rund zehn Prozent unter Vorkrisenniveau. Der Januar ist tendenziell unser schwächster Monat, aber auch hier sehen wir bisher stabile Zahlen: Im Nahverkehr erreichen wir zum Beispiel rund 50 bis 60 Prozent der Vor-Corona-Zeit. Daher bin ich mehr denn je davon überzeugt, dass der Trend zu klimafreundlicher Mobilität und Logistik sich nach dem Ende der Pandemie weiter fortsetzen wird. Deshalb investieren, modernisieren, rekrutieren und qualifizieren wir weiterhin trotz der Krise auf Rekordniveau."

Zum Ausbau der Infrastruktur:

"Wir müssen vor allen Dingen die Infrastruktur ausbauen, übrigens auch in den Bahnhöfen jenseits der Metropolen. Wir dürfen die Fläche nicht vergessen. Die Regionen gut an den Verkehr anzubinden, ist nicht nur eine verkehrspolitische, sondern auch eine gesellschaftspolitische Aufgabe. Die Schiene darf sich nicht auf wenige Hochgeschwindigkeitsstrecken konzentrieren, sondern muss auch die Mobilität der Menschen in der Fläche sicherstellen."

Zur Digitalisierung:

"Das Thema Digitalisierung ist ein Riesenhebel, um zusätzlichen Platz auf der Infrastruktur zu schaffen. Gemeinsam mit der neuen Bundesregierung wollen wir diesen Hebel nutzen, zum einen um Platz zu schaffen auf der Infrastruktur und zum anderen um den Service für unsere Kunden zu verbessern, beispielsweise WLAN-Versorgung oder Telefonie im Zug. Da müssen und werden wir besser werden. Deshalb ist es eine gute Idee, dass Digitales und Verkehr in einem Ministerium unter einem Dach sind."

Quelle: DB AG / Volker Emersleben

Zum geplanten "Deutschlandtakt": 

"Im Moment realisieren wir etwa 1,1 Milliarden Trassenkilometer auf dem Netz. Für das, was wir uns vorgenommen haben, benötigen wir über 1,4 Milliarden Trassenkilometer. Das ist eine riesige Herausforderung, ja ein gewaltiger Hub. Wenn wir das in Deutschland mit dem Ausbautempo der letzten 20 Jahre machen, wird es gewiss nicht funktionieren. Die Digitalisierung bietet uns hierbei die einzigartige Chance, schneller voranzukommen. Gleichzeitig sieht der Koalitionsvertrag vor, Planungen und Ausbau zu beschleunigen. All das wird enorm helfen, auch wenn der Deutschlandtakt 2030 noch nicht vollständig realisiert sein wird. Aber in Etappen wird es stetig besser werden."

Zum Ausbau der ICE-Flotte:

"Wir werden am Jahresende mehr als 360 ICE haben. Vor fünf Jahren waren es lediglich 270. Wir kommen mit Ausbau und Modernisierung unserer Flotte sehr gut voran. Siehe den Fahrplanwechsel im Dezember: Da haben wir erneut viele neue Züge in unser Angebot eingebaut und das wird von den Kunden auch sehr honoriert. Das ist ein gutes Zeichen, denn bis zum Ende diesen Jahrzehnts werden wir auf 450 ICE zulaufen."