„Eine Übung in dieser Größenordnung ist Gold wert“

Artikel: „Eine Übung in dieser Größenordnung ist Gold wert“

Es gibt Szenarien, die sich niemand ausmalen will, auf die man trotzdem vorbereitet sein sollte: Mittels eines groß angelegten Probealarms in Frankfurt/Main sammelten 80 Feuerwehrleute aus der Region wertvolle Erfahrungen.

Notfall im stockfinsteren Frankfurter-Kreuz-Tunnel: Tief unter der Erde, irgendwo in der Nähe des Flughafens, brennt es in einem ICE. Im Inneren des Zuges befinden sich unzählige Fahrgäste und die Feuerwehr kommt mit ihren Wagen nicht zur Unfallstelle. Was wie der blanke Horror klingt, ist glücklicherweise nur das Bühnenbild für eine Notfallübung: LED-Lampen sorgen für das Feuer, Puppen geben die Fahrgäste.

„Die DB ist durch ihre Sicherheitsgenehmigung verpflichtet, einmal im Jahr in jedem Notfallbereich eine Feuerwehrübung durchzuführen“, sagt Lukas Ellger, Notfallmanager der DB, der die Übung über mehrere Monate organisiert hat. Seine Ortswahl hätte dabei nicht besser sein können: Wegen der Bauarbeiten auf der Riedbahn werden die ICE-Linien zwischen Köln und Mannheim derzeit über Wiesbaden und Mainz umgeleitet. Auf der sonst stark frequentierten Verbindung zwischen dem Frankfurter Flughafen und Zeppelinheim gibt es daher derzeit keine Zugfahrten: Beste Voraussetzungen, um den Tunnel Frankfurt-Kreuz für die Übung zu nutzen.

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Ungewohntes Terrain

DB Fernverkehr stellte für das fünfstündige Training einen ICE 4 zur Verfügung, der aus Neu-Isenburg überführt wurde. Um den Tag möglichst lehrreich zu gestalten, teilte ihn Ellger in zwei Etappen auf: eine Einführung in die Notfalleinrichtungen und die eigentliche Übung. Bevor es mit dem ersten Teil losging, schwor Andreas Möstl, stellvertretender Kreisbrandinspektor des Landkreises Groß-Gerau, die Truppe ein: „Heute werden wir erleben, welche Herausforderungen bei der Rettung und Brandbekämpfung in einem Tunnelbereich zu meistern sind.“

Zwei Herausforderungen lauern über und unter dem Zug: Bevor unter oder auf dem Zug gearbeitet werden kann, muss die Oberleitung ebenso geerdet werden wie der ICE selbst, dessen Antennen unterflur gefährliche Mikrowellen aussenden. Auch die unterschiedlichen Notfallöffnungsmechanismen an den Zugtüren sind für die Feuerwehrleute neu. Triebfahrzeugführer Matthias Grün zeigt den Feuerwehrleuten die Notfallentriegelung an den Türen und erklärt ihnen die Unterschiede zu den anderen Baureihen. Er zeigt ihnen auch, wo sie im Innenraum wichtiges Equipment finden können, wie beispielsweise Hämmer für den Notfall, Strickleitern und Feuerlöscher.

Für den Ernstfall gewappnet

Für die eigentliche Übung fährt Grün den ICE 4 in die Dunkelheit des Tunnels: Dort kümmert sich ein Team um das Equipment, das mit spurgebundenen Rollpaletten zum Einsatzort transportiert wird. Eine andere Gruppe öffnet mit Atemschutzmasken ausgestattet die Notfallentriegelung der Türen und klettert aus dem Gleisbett in den deutlich höhergelegenen Fahrgastraum. Immer wieder werden die Puppen aus dem Wageninneren gebracht und für den Transport zum Tunnelausgang vorbereitet.

Möstl resümiert: „Für viele Kameraden war das heute das erste Mal. Dafür hat alles wunderbar geklappt!“ Auch Ellger ist glücklich und erklärt, dass ein Probeeinsatz in dieser Größenordnung Gold wert sei. In den fünf Stunden konnten sich die Feuerwehrleute für den Ernstfall wappnen: Die Sicherheit von Fahrgästen, Fahrzeugen und Bahnanlagen hat für die Deutsche Bahn oberste Priorität.