Auf dem DB-Truck beim CSD

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Artikel: Auf dem DB-Truck beim CSD

Köln, Pirna, München und Frankfurt am Main waren bereits dran, nun ist am vergangenen Samstag auch in Berlin der CSD gestartet – und die DB mit einem eigenen Truck mittendrin. Robert Riedel, Zugbegleiter im Fernverkehr und darüber hinaus ehrenamtlich im Railbow-Netzwerk engagiert, war mit dabei und berichtet aus erster Hand.

Robert, du warst am Samstag auf dem DB-Truck auf dem Christopher Street Day in Berlin mit dabei. Wie war es?

Mega! Unser Tag hatte ja schon früh gestartet, wir waren um 9.30 Uhr pünktlich mit der Aufstellung der Wagen vor Ort. Am Morgen hatte es noch geregnet, da war etwas von der Folie am Truck abgegangen. Der Event-Manager hat das vor Ort super geflickt, das war schon mein erstes Highlight. Ich war ziemlich beeindruckt, was der railbow-Vorstand und die DB im Vorfeld alles organisiert hatten. Die Kolleg:innen, die mit auf den Truck wollten, hatten sich im Vorfeld angemeldet. Am Samstag haben wir dann erstmal T-Shirts, Armbändchen für den Truck-Zugang und Give-Aways wie Kondome, Gummibärchen und Desinfektionstücher an sie verteilt. Dann ging es auch schon auf den Wagen. Insgesamt hatten wir weit über 200 Anmeldungen, auf dem Truck waren es dann ungefähr 140 Personen – inklusive DB-Chef Richard Lutz und Personalvorstand Martin Seiler.

Martin Seiler, Robert Riedel, Bärbel Büttner von DB Fernverkehr und Richard Lutz
Martin Seiler, Robert Riedel, Bärbel Büttner von DB Fernverkehr und Richard Lutz
Quelle: DB AG / privat
Martin Seiler, Robert Riedel, Bärbel Büttner von DB Fernverkehr und Richard Lutz

Was war mega, wie muss man sich das vorstellen auf dem Truck?

Ich wusste ja, dass Richard Lutz und Martin Seiler coole Chefs sind. Aber dass sie so locker sind, mit uns feiern und für unsere Rechte kämpfen, das hätte ich nicht gedacht. Es war als würden sie ganz normal zu uns gehören, mittendrin, komplett auf Augenhöhe. Das macht die beiden besonders und extrem menschlich. Davon abgesehen war ich ja in erster Linie als Ansprechpartner des Railbow-Netzwerks für die Region Berlin-Brandenburg da und weniger zum Feiern und Demonstrieren. Wir vom Organisationsteam hatten vor Ort viel zu regeln. Ich selbst bin ständig um den Wagen herumgerannt, habe die Menschenmassen animiert, hatte viel Kontakt zu DB Sicherheit, habe Getränke verteilt. Die Eindrücke, die ich mitbekommen habe, das WIR war total präsent. Wir waren eine große Einheit, wir waren eine Deutsche Bahn, wir haben zusammen demonstriert. Auch die Leute um den Truck herum haben megamäßig mitgefeiert. Außerdem waren wir einer der wenigen Trucks, die nicht nur das Motto, sondern auch die Forderung des CSD deutlich lesbar mit abgebildet haben.

Die Forderung des CSD: Die Menschen der queeren Community sollen in ihrer ganzen Bandbreite durch Artikel 3 GG geschützt werden! Deswegen schließen wir uns der Forderung der „Grundgesetz für alle“-Initiative an und fordern die Verbesserung und Erweiterung dieses Grundgesetzes.

Was bringt aus deiner Sicht der CSD?

Auf jeden Fall für uns als DB hilft er zu signalisieren, dass wir zusammengehören, dass wir einheitlich sind, und es völlig egal ist, was du bist. Ob du aus einem anderen Land kommst, eine andere Religion hast oder eine andere sexuelle Orientierung, es spielt keine Rolle, jede:r ist einziganders. Auf dem CSD wurde niemand blöd angeguckt, jede:r wurde wegen seiner oder ihrer Individualität gefeiert, und wir haben es als großes Statement empfunden, dass Martin Seiler und Richard Lutz gezeigt haben: Hier zählt der Mensch, und nicht seine Ausrichtung. Insofern ist der CSD für uns super wichtig, um diese Botschaft nach außen und auch nach innen zu tragen.

Warum engagierst du dich für das Railbow-Netzwerk?

Bevor ich zur Bahn kam, hatte ich es nie kennengelernt, dass man Netzwerke hat. Ich habe zehn Jahre lang in einem Restaurant gearbeitet und stand dort immer allein, hatte auch Schwierigkeiten bei meinem Outing. Als ich dann vor drei Jahren zur Bahn gekommen bin und auf das Railbow-Netzwerk aufmerksam wurde, da habe ich festgestellt: Es gibt auch andere Leute, die sich engagieren und die gleichen Probleme haben wie ich. Ich habe gemerkt, wir kämpfen mit einer Stimme. Und es hat sich herausgestellt, dass meine Stimme eine der lautesten ist. Deshalb haben mich Kollegen ermutigt, mich mehr im Netzwerk einzubringen. Ich mache das, weil ich auch selbst festgestellt habe, dass man nach wie vor nicht immer frei reden kann. Mir ist wichtig zu zeigen: Es kommt darauf an, was du tust und wer du als Mensch bist. Dass wir dafür mit dem Railbow-Netzwerk stehen, erfüllt mich mit Stolz.