Aus Alt mach alt: Wiederbelebung von Oldenburgs alter Gleishalle

Artikel: Aus Alt mach alt: Wiederbelebung von Oldenburgs alter Gleishalle

Sie ist unumstritten eines der Wahrzeichen Oldenburgs: die alte Gleishalle. Lange war ihre Zukunft ungewiss. Nun wird das historische Bauwerk jedoch restauriert. Projektleiter Felix Burckhardt von DB InfraGO hat spannende Fakten zum Projekt preisgegeben – und verraten, warum ausgerechnet die Farbauswahl der Halle eine echte Herausforderung wird.

Verwinkelte Gassen, imposante Gebäude und eine der ältesten Fußgängerzonen Deutschlands. Dazu kommen charmante Geschäfte und gemütliche Cafés, viel Grün und malerische Kanäle: Oldenburg mag zwar nicht das Zentrum der Welt sein, aber als Stadt mit angeblich mehr Fahrrädern als Einwohner:innen ist sie definitiv einen Besuch wert!

Doch zumindest für Zugreisende ist die Ankunft in der niedersächsischen Universitätsstadt im ersten Moment meist eine kleine Enttäuschung. Der Bahnhof mehr Baustelle als einladendes Eingangstor zur Stadt, die Bahnsteige gesäumt von großen Betonklötzen, das Dach eine scheinbar provisorische Holzkonstruktion und über den Gleisen steht lediglich ein tristes Stahlgerippe. Die gute Nachricht ist: Das wird sich nun ändern.

Auf los geht's los

Felix Burckhardt, Ute Plambeck, Heiko Siemers (Leiter Bahnhofsmanagement DB) und Jürgen Krogmann (v. l. n. r.) bereiten sich auf den offiziellen Startschuss vor.

Beim feierlichen Spatenstich – oder besser gesagt beim feierlichen Drücken eines roten Buzzers – wurde das Bauvorhaben am 22. Februar offiziell eingeläutet. Neben Projektleiter Felix Burckhardt waren auch Ute Plambeck, Konzernbevollmächtigte für die Länder Niedersachsen und Bremen, sowie Oldenburgs Oberbürgermeister Jürgen Krogmann vor Ort.

„Oldenburgs Bahnhof schreibt Geschichte: Wir haben gemeinsam mit der Stadt Oldenburg darauf hingearbeitet, dieses historische Juwel zu bewahren. Eine Investition, die sich auch für die Zukunft lohnt, denn Oldenburg ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt für den Regional- und Fernverkehr im Nordwesten Niedersachsens. Rund 25.000 Reisende besuchen täglich diesen Bahnhof", sagt Ute Plambeck.

Jürgen Krogmann ergänzt: „Die jetzt beginnende Wiederherstellung des historischen Erscheinungsbildes ist ein wichtiges Projekt, das nicht nur die Geschichte, sondern auch die stetige Entwicklung unserer Stadt widerspiegelt. Es ist mehr als nur die Erneuerung eines denkmalgeschützten Gebäudes, daher haben wir uns von Anfang an für dessen Erhalt eingesetzt.“

Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt

Felix Burckhardt, Projektleiter von DB InfraGO

Eigentlich sollte sie ja abgerissen werden, die Oldenburger Gleishalle. Bis sich Stadt und DB letztlich einigen konnten und dazu entschieden haben, das denkmalgeschützte Bauwerk von 1915 zu restaurieren. Das Team um Projektleiter Felix Burckhardt hat deswegen in den letzten Jahren ein anspruchsvolles Konzept entwickelt, das der Gleishalle ihren ursprünglichen Glanz zurückgeben wird.

„In den nächsten Wochen werden wir zwei Hallenschiffe demontieren, in eine regionale Werkstatt transportieren, sie dort sandstrahlen, reparieren und statisch verstärken lassen und anschließend mit einem neuen Korrosionsschutz versehen. Dann werden sie zurück zum Bahnhof gebracht und in der dritten Bauphase wieder aufgebaut. Erst wenn das erste Hallenschiff wieder steht, wird das dritte abgebaut und in die Werkstatt geschickt“, erklärt Felix Burckhardt. „Das mag sich simpel anhören, ist aber in der Praxis gar nicht so einfach.“ Aufgrund des Denkmalschutzes müssen die Arbeiter:innen besonders behutsam vorgehen. Keines der Teile darf in Mitleidenschaft gezogen werden.

„Wir kennen die Ursprungsfarbe gar nicht“

„Man hätte das Gerüst theoretisch auch direkt am Standort restaurieren können. Letztendlich haben wir uns jedoch dagegen entschieden, da in unserem speziellen Fall eine Menge Farbe abgetragen werden muss. Die Sandstrahlreste und der 'Staub' müssten umfangreich durch eine Einhausung und Unterdruck abgesaugt werden. Eine Verbreitung in die Umwelt wäre schlichtweg nicht zulässig. Tatsächlich ist man mit der gewählten Variante in der Werkstatt auch unabhängiger was äußere Einflüsse wie die Witterung angeht. Die Reparaturarbeiten, Verstärkung der Stahlteile und neue Beschichtung können auch einfacher in der Werkstatt erfolgen und dort in den normalen Prozessablauf integriert werden“, erklärt der DB InfraGO-Mitarbeiter.

„Das ist übrigens auch so ein spannendes Thema“, erzählt Burckhardt weiter, „wir kennen die Ursprungsfarbe der Halle gar nicht. Es gibt auch keine Dokumente dazu, nicht mal im Stadtarchiv. Und alle Fotos aus dem Baujahr sind schwarzweiß.“ Die aktuelle Lackierung der Gleishalle sei erst nach dem Zweiten Weltkrieg aufgetragen worden, als große Teile des Gebäudes zerstört wurden. „Daher haben wir beschlossen, eine professionelle Farbuntersuchung durchführen zu lassen. Eine Restauratorin wird dabei die Ritzen unter den Nietverbindungen überprüfen. Die gefundenen Farbpartikel sowie die Farbzusammensetzung werden dann im Labor mikroskopisch untersucht.“

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Neuer alter Glanz

Anstelle der ursprünglichen Farbe entdeckte das Team auf den alten Fotos jedoch etwas anderes: Verzierungen an den Seitenwänden, die während des Wiederaufbaus wohl nicht ersetzt wurden. „Diese werden wir auch wiederherstellen, um tatsächlich wieder den Bauzustand von 1915 zu erreichen. Schließlich ist der Oldenburger Hauptbahnhof der einzige Bahnhof in Niedersachsen mit einer Gleishalle – und so soll er auch aussehen.“