Artikel: Das „S3-Projekt Reisendeninformation“
Verlässliche Informationen zur Fahrt, zu Ankunftszeiten und Anschlusszügen sind für Bahnreisende elementar – insbesondere bei Verspätungen und anderen Fahrplanabweichungen. Im Interesse höherer Kundenzufriedenheit gerade im Fall von Unregelmäßigkeiten verbessert die DB die Reisendeninformation: Informationen sollen noch zuverlässiger werden sowie über alle Kanäle konsistent und für Fahrgäste intuitiv verständlich und handlungsleitend sein. Dafür investiert die DB unter anderem in den Prognoseautomaten der Reisendeninformation sowie in die Automatisierung der Eingabe von Geschäftsvorfällen. Oliver Terhaag, Konzernbeauftragter Betrieb/Produktion im Systemverbund DB AG spricht über den Projektstand, Ziele, Fortschritte und Hindernisse.
1. Worum geht es im Projekt „Reisendeninformation“?
Die Reisendeninformation ist wichtig für die Zufriedenheit unserer Kund:innen im Nah- und Fernverkehr. Wenn es betrieblich läuft, sind unsere Fahrgäste mit der Qualität der Reisendeninformation zufrieden und geben uns – in Schulnoten ausgedrückt – eine 2+. Besser werden müssen wir in Störungssituationen. Gerade in der aktuellen Situation mit bis zu 1.000 Baustellen an Spitzentagen muss unser Anspruch sein, besser zu informieren. Daher legen wir als S3-Projekt einen Fokus speziell auf die Reisendeninformation bei Unregelmäßigkeiten.
Wir haben uns drei klare Ziele gesetzt:
- Wir wollen verlässlicher werden.
- Wir wollen konsistenter informieren, so dass die gleiche Information zur gleichen Zeit über alle Kanäle hinweg ausgespielt wird.
- Wir wollen verständlicher und damit handlungsleitender informieren. Das bedeutet, kommt es zu Unregelmäßigkeiten, wollen wir die Reisenden in Echtzeit zum Ziel begleiten und klare Handlungsempfehlungen haben.
2. Was ist die entscheidende Veränderung im Projekt, damit S3 die Wende bringt?
Da die Reisendeninformation Teil von S3 ist müssen wir uns nicht mit einem „was jetzt gerade möglich ist“ zufriedengeben. Das ist eine große Chance! Denn die Reisendeninformation funktioniert nur wenn wir genügend und vor allem die richtigen Daten haben. Alle Beteiligten – von den Entwickler:innen über die Kolleg:innen im Fahrplanzentrum bis zu den Disponent:innen – müssen unter strikter Beachtung der regulatorischen Vorgaben zur informationellen Entflechtung und Diskriminierungsfreiheit eng zusammenarbeiten. Gleichzeitig brauchen wir leistungsfähige Schnittstellen zwischen den verschiedenen Systemen der Infrastrukturbetreiber und der verschiedenen internen wie externen Verkehrsunternehmen. Einheitlichkeit und Vertrauen spielen dabei eine zentrale Rolle. Im Fokus muss immer die Frage stehen: Was braucht der Fahrgast jetzt und was ist für ihn relevant?
3. Welche Schritte sind geplant, damit das Projekt im Plan fertiggestellt wird?
Unmittelbar mit Projektstart haben wir erste Maßnahmen gestartet. Seit Anfang des Jahres entwickeln wir neue Funktionen zur Reisebegleitung im DB Navigator, etwa eine verbesserte Alternativensuche. Zeitgleich verbessern wir die Prognose für Züge, die unplanmäßig zum Stehen kommen – entweder am Bahnhof oder auf der freien Strecke. Das sind einige konkrete Beispiele, die bereits gestartet wurden.
Unsere Kanäle können noch so gut und modern sein – als Grundlage für verlässliche Informationen brauchen wir gute und qualitativ hochwertige Daten, die schnell bereitgestellt werden. Wir integrieren neue Datenquellen wie Auslastungs- und GPS-Daten, schaffen Schnittstellen und stellen sicher, dass Daten in Echtzeit verfügbar sind. Hier sind alle internen und externen EVUs (Eisenbahnverkehrsunternehmen) gefragt, mit denen wir verstärkt zusammenarbeiten und branchenweite Lösungen entwickeln.
4. Was ist das größte Hindernis bei diesem Projekt?
Eine Vielzahl an Faktoren hat Einfluss darauf, dass die Reisenden gut informiert werden. Das liegt in der Hand vieler Akteure. Dazu zählen nicht nur DB Regio und DB Fernverkehr, sondern auch konzernexterne Eisenbahnverkehrsunternehmen, Auslandsbahnen, Aufgabenträger, Verbünde und viele andere Partner. Die Daten werden von den unterschiedlichsten Gruppen auf ihren Kanälen ausgespielt. Der Anspruch der Fahrgäste ist es jedoch, dass dies alles aus einem Guss kommt, verlässlich und handlungsleitend ist. Dies zu orchestrieren, ist eine gewaltige Herausforderung, die wir jetzt mit neuem Rückenwind angehen. Hierzu verstärken wir den Austausch mit den Aufgabenträgern und engagieren uns in Brancheninitiativen, um die Reisendeninformation zu verbessern.
5. Wo steht das Projekt aktuell?
Die Reisendeninformation (RI) wurde im Dezember in das S3-Programm aufgenommen. Seitdem wurden insgesamt 16 Maßnahmenpakete für 2025 gestartet, etwa die oben erwähnte Weiterentwicklung der Prognosen und des DB Navigator, das Messkonzept definiert und alle wichtigen Grundlagen für Messbarkeit gelegt. Die aktuellen Berichte zeigen, dass das Projekt gut anläuft, die schnelle Umsetzung der Maßnahmen aber erforderlich ist, um die ambitionierten Ziele zu erreichen. Insbesondere die Kundenzufriedenheit mit der Reisendeninformation im Fernverkehr hat sich sehr gut entwickelt. Die Werte für den Regionalverkehr im ersten Quartal liegen noch nicht vor. Bei der Verlässlichkeit sind wir trotz positiver Schritte noch nicht ganz auf dem gewünschten Niveau. Die definierten Maßnahmen müssen nun alle Beteiligten umsetzen: Ob IT-Projekte, Datenerfassung oder Kommunikation mit dem Fahrgast.
6. Bitte vervollständigen Sie diesen Satz: „Wir brauchen für dieses Projekt…“
… eine neue Herangehensweise, die die Reisendeninformation vollständig aus Fahrgastperspektive betrachtet und gemeinsame Verantwortung im Verbund fordert, damit Fahrgäste stets gut informiert sind.