Die Bus-Prinzessin

Artikel: Die Bus-Prinzessin

Marie Michelle Köhler ist Busfahrerin aus Leidenschaft. Sie teilt ihre Begeisterung für den Job auf der Social-Media-Plattform TikTok mit fast 37.000 Follower:innen. Was als private Pausenbeschäftigung begann, hat sich zu einer Marketing-Mission entwickelt. Wie die 23-Jährige aktiv Klischees durchbrechen und junge Männer und Frauen für ihren Beruf interessieren möchte.

Schon als Kind träumte sie von der Arbeit hinter dem Steuer: „Ich hatte schon von klein auf Einblicke in das Berufsfeld. Mein Vater ist Lkw-Fahrer, das fand ich schon immer cool." Nach ihrem Abitur wollte die damals 19-Jährige in seine Fußstapfen treten, er riet ihr jedoch zur Ausbildung als Busfahrerin. So hat Marie ihren Traumberuf bei Westfalenbus, einer Tochtergesellschaft der DB Regio Bus, gefunden. Heute wohnt sie in Meschede und fährt abwechselnd dort, in Rüthen und in Bestwig im Schichtdienst.

Im Jahr 2020 fing Marie damit an, kurze humoristische Videos zu ihrem Ausbildungsalltag zu drehen und unter dem Namen “bus.prinzessin” auf der Social-Media-Plattform TikTok zu veröffentlichen. Die Videos begannen als Pausenbeschäftigung, erreichten jedoch schon nach kurzer Zeit mehr als hunderttausend Menschen auf der Plattform. „Eins meiner Videos hat sogar 1,5 Millionen Aufrufe”, staunt Marie. Nach und nach wurden auch ihre Kolleg:innen auf den wachsenden Account aufmerksam. „Die fanden das alle gut, insbesondere mein Chef ist begeistert. Ich wurde nur darauf hingewiesen, dass ich auf gewisse Richtlinien achten muss, aber das habe ich sowieso.”

Die Marketing-Mission

Aktuell hat Maries TikTok-Account etwa 35.900 Follower:innen, auf Instagram folgen ihr circa 2.900 Menschen. Mit dieser Reichweite hätte sie nicht gerechnet, möchte sie aber nutzen: „Mein Ziel ist es, Klischees zu durchbrechen und jungen Leuten zu zeigen, dass der Beruf Busfahrer:in vielleicht auch etwas für sie sein könnte”, erklärt die Bus-Influencerin. „Wir haben einen Fachkräftemangel und das liegt auch an dem stereotypen Bild des älteren Mannes als Busfahrer.” Durch ihre Social-Media-Präsenz zeigt Marie, dass es auch anders sein kann. Ihr Chef unterstützt sie dabei und animiert sie, Content zu produzieren, um gegen die bestehenden Klischees anzukämpfen. Marie freut sich, dass auch ihre älteren Kolleg:innen sie bei ihrer Marketing Mission über Social Media unterstützen. „Wir erreichen die Menschen so viel besser, besonders die Gen Z”, betont sie. Auch wenn sie aus Spaß mit der Sache angefangen hat, liegt es ihr inzwischen am Herzen, den Beruf Busfahrer:in für junge Personen attraktiv zu machen.

Zukunftspläne

Um weiter zu wachsen und mehr Reichweite zu erhalten, möchte Marie ihren Instagram-Account noch weiter ausbauen. Dort postet sie, im Gegensatz zu den lustigen Videoclips auf TikTok, ernstere Einblicke in ihren Berufsalltag. Dazu hat sie den “Fragen-Freitag” eingeführt, ein Konzept, bei dem sie freitags Fragen ihrer Follower:innen zu ihrer Tätigkeit als Busfahrerin beantwortet. Sie erzählt, wie sehr sie ihren Job liebt, aber auch von Fahrgästen, die sie als junge Frau hinter dem Steuer nicht ernst nehmen. Davon lässt Marie sich jedoch nicht unterkriegen und hat immer eine schlagfertige Antwort auf den Lippen.

Insgesamt ist Marie froh, dass sie sich für die Ausbildung zur Busfahrerin entschieden hat und nicht hinter einem anderen Steuer sitzt: „Lokführerin wäre beispielsweise eher nichts für mich, da ich den Kontakt zu den Fahrgästen vermissen würde.” Für ihre Zukunft hat die junge Busfahrerin schon große Pläne: „Momentan geht es mir darum, neue Leute für das Berufsfeld zu begeistern und anzuwerben, in der Zukunft möchte ich sie ausbilden." Sie plant mit dem IHK Bildungsinstitut ihren Meister als Kraftverkehrsmeisterin zu machen.