Die Werkstatt der Entwerter-Profis

Zum Inhalt springen

Artikel: Die Werkstatt der Entwerter-Profis

Mal sind sie rot, mal orange, mal blau: Ticketentwerter gehören in vielen Regionen Deutschland zum festen Inventar eines Bahnsteigs. Doch auch die nahezu unverwüstlich scheinenden Geräte müssen ab und zu auch in die Werkstatt. In Leipzig hat sich das DB Tochterunternehmen DB Kommunikationstechnik auf das Aufarbeiten der Geräte spezialisiert. Denn jeder Entwerter ist anders – nicht nur hinsichtlich der Farbe.

Klack klack klack. Und noch eine Runde klack klack klack. Unentwegt bewegen sich die kleinen Zahnräder. Als würden sie nie mehr stoppen. Doch der Kollege von DB Kommunikationstechnik gibt schnell Entwarnung: „Der Testlauf der neuen Entwerter ist nach 30 Minuten vorbei.“ Nur die Alten bräuchten auch mal eine Stunde dafür. Ohne die unzähligen Tests geht es aber nicht in der Leipziger Werkstatt. Tag für Tag arbeiten sie hier Ticketentwerter auf. Ob Geräte aus Berlin, München, Nürnberg oder Magdeburg – man kennt sie hier alle, obwohl jedes etwas anders ist.

Jede Menge Entwerter aus München

Gerade ist in der Werkstatt ein großer Schwung an blauen Entwertern aus München eingetroffen. „Vor Ort hat man sich entschieden, die Hälfte der Geräte von uns aufarbeiten zu lassen, statt alle Geräte neu zu kaufen“, erklärt der Werkstattleiter. Das sei wirtschaftlich und vor allem nachhaltig. Ein Aspekt, den man in Leipzig immer wieder betont.

Als Laie kann man die aufgearbeiteten Geräte so gut wie nicht von den fabrikneuen Geräten unterscheiden. Denn nicht nur das Innenleben wird aufwendig aufgearbeitet, sondern ebenso die stabile Hülle. Direkt nach der Anlieferung in Leipzig wird alles auseinander gebaut. Die Hülle wird von allen Schrauben und anderen Teilen befreit und zum Lackieren geschickt. Das Innenleben dagegen landet unter anderem auf den Tischen der Mitarbeitenden.

  von 5
Ende des Sliders

15 bis 20 Jahre im Dienst

„Manche der Entwerter waren noch nie hier“, erklärt Joachim Kretschmer. Das bedeutet, dass sie etwa 15 bis 20 Jahre unentwegt im Einsatz waren. Somit ist die Zeit reif, um sie auseinander zu bauen und gründlich zu reinigen. Dafür werden bestimmte Teile wie die Stempelräder sogar in ein spezielles Reinigungsbad gesteckt. Nur so lässt sich die Dokumentenfarbe effektiv von ihnen entfernen.

Was verschlissen ist, wird ausgetauscht. Vor Ort wird fix die Platine der Geräte auf ihre Funktion überprüft. Dafür hat man eigens eine Teststation entwickelt, damit die Platinen nicht aufwendig von allen Kabelverbindungen getrennt werden muss. Das senkt auch die Gefahr, dass Kabelverbindungen kaputt gehen.

Nach dem alles wieder zusammengebaut ist, beginnt der klackernde Testlauf, um noch mögliche Schwachstellen des Geräts zu finden. Die Probleme des Entwerters werden den Kollegen dann im Computer angezeigt oder sie hören sie schon während des Testlaufs. Stimmt alles gehen die Geräte trotzdem noch in einen 24-stündigen Dauertest.

Die Schlitzgrößen variieren

In einem Werkstattraum hängen dafür die verschiedenen Entwerter an der Wand. Jeder ist etwas anders. Ob mit einem 18, 23, 24, 45, 50 oder 60 Millimeter Schlitz – in jeder Region unterscheiden sich die Tickets in ihrer Größe ein wenig. Und innendrin variiert die Kombination des Stempelabdrucks.

Getestet wird sogar nachts. „Wir wollen die üblichen Außenbedingungen so gut es geht abbilden“, erklärt ein Kollege. Denn der Lichtsensor des Entwerters muss ja auch bei Dunkelheit tadellos erkennen, ob ein Ticket eingesteckt wird.

Die neuesten Entwerter verfügen sogar über einen Internetanschluss, erklärt der Werkstattleiter. Einige davon stünden seit diesem Jahr bereits in Berlin. „Einer von ihnen am Flughafen BER hat schon über 160.000 Entwertungen seit März 2023 gezählt.“ Die Weiterentwicklung der Entwerter ist für ihn ein Zeichen, dass die Zeit von Papiertickets und Entwertern noch nicht abgelaufen ist. „Sie werden uns noch eine Weile begleiten“, ist er sich sicher.