ICE-Werk Cottbus: Der Countdown läuft!

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Artikel: ICE-Werk Cottbus: Der Countdown läuft!

Die Arbeiten am Neuen Werk Cottbus haben die Zielgerade erreicht: Im Januar 2024 geht der erste Hallenneubau in Betrieb. Zwischen Spatenstich und Einfahrt des ersten Zuges liegen dann nicht einmal zwei Jahre. Eindrücke vom Baugeschehen.

Auf der Großbaustelle der DB Fahrzeuginstandhaltung (FZI) in Cottbus geht es weiter mit großen Schritten voran. Der Countdown bis zur Inbetriebnahme läuft: In fünf Monaten werden die ersten ICE-4-Züge ins neue ICE-Werk rollen. „Wir liegen mit den Arbeiten voll im Zeitplan“, erklärt Gesamtprojektleiter Marc Hermann.

Der seit 1873 bestehende Werkstandort in der Lausitz erhält in Rekordzeit ein zukunftsfähiges Update: Sechs Monate nach dem Spatenstich im Mai 2022 stand der Rohbau der ersten Halle. Im März 2023 startete der Innenausbau, im April waren Dach und Fassade vollständig geschlossen, Anfang Juni wurde der letzte Abschnitt der knapp 10.000 Quadratmeter großen Bodenplatte betoniert.

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Ende des Sliders

Inzwischen ist der Gleisanschluss bis auf wenige Meter an die Halle herangerückt und mehr als die Hälfte der Maschinen und Anlagen ist montiert: Krananlagen, Dacharbeitsbühnen und erhöhte Gleise zum ergonomischen Arbeiten.

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Der erste Hallenneubau in Zahlen

Die zweigleisige neue Halle ist 445 Meter lang, 33 Meter breit und 11,50 Meter hoch. Sie umfasst zwei Instandhaltungsgleise für zwei 13-teilige ICE 4-Züge sowie eine Werkstatt mit Nebenbauten. 48.000 Kubikmeter Erdaushub waren für den Neubau nötig. 11.800 Kubikmeter Beton, 1.800 Tonnen Stahl, 7.800 Quadratmeter Fassadenfläche, 83 Kilometer Kabel und 19 Kilometer Kabelrohre wurden verbaut.

Quelle: DB Fahrzeuginstandhaltung GmbH

Ab Januar 2024 werden hier Wartungs- und Revisionsarbeiten an Türen, Scheibenwaschanlagen, Kupplungen, Lauf- und Triebdrehgestellen, Stromabnehmern, Zugbeeinflussungssystemen, Radsätzen und Bremsen durchgeführt. Die ICE-4-Züge mit rund 400 Metern Länge können dazu komplett in die Halle fahren.

Quelle: DB AG / Oliver Lang

Stand der Arbeiten: Ende Juni 2023

Die zwei ICE-Hallen entstehen in Etappen

Während die Arbeiten an der zweigleisigen Halle auf der Zielgeraden sind, laufen seit Jahresbeginn parallel die Bauvorbereitungen für die zweite, rund achtmal größere Halle. Weit fortgeschritten sind unter anderem die Sondierungen nach Kampfmitteln und archäologischen Relikten, das Umsiedeln von Eidechsen, Abbrucharbeiten und die Beräumung der Baufläche. „Im Planfeststellungsverfahren fand jetzt die Bürger:innen-Beteiligung statt“, so Hermann.

Übrigens: Der Bau von zwei Hallen nacheinander macht es möglich, dass die ICE-4-Flotte in Cottbus zwei Jahre früher als ursprünglich geplant gewartet und repariert werden kann: ab Januar 2024 in der kleineren Halle im östlichen Bereich des Werksgeländes und ab 2026 dann auch in der neuen großen Halle im westlichen Bereich.

Der zweite Hallenneubau in Zahlen

Quelle: DB Fahrzeuginstandhaltung GmbH

Die zweite Halle wird 526 Meter lang, 200 Meter breit und 22 Meter hoch. Sie besteht aus fünf Gebäudeteilen: Instandhaltungshalle mit drei Instandhaltungsgleisen für bis zu 13-teilige ICE 4, Lackiergleis sowie Instandhaltungs- und Inbetriebsetzungsgleis, Einzelarbeitsstände, Lager, Nebenwerkstätten und Verwaltungsgebäude.

Beim Bau werden etwa 115.000 Kubikmeter Aushub anfallen. Für den Rohbau werden rund 53.000 Kubikmeter Beton sowie 12.800 Tonnen Stahl benötigt. Die Fassade der Halle wird rund 24.000 Quadratmeter und die Dachfläche rund 70.000 Quadratmeter umfassen.

Aus der Region. Für die Region.

Trotz Krisen wie Corona-Pandemie, Lieferengpässe und Inflation kann der straffe Zeitplan gehalten werden. Das Erfolgsrezept: vorausschauende Planung und frühzeitige Einbindung der Partner sowie des Eisenbahnbundesamts. Und die Kooperation mit vielen Lausitzer Unternehmen unter der Prämisse „Aus der Region. Für die Region“. Hermann: „Die Begeisterung, Professionalität und Verlässlichkeit, die alle Projektpartner hier seit der Grundsteinlegung vorleben, beeindrucken mich jeden Tag aufs Neue.“

Bis zur Inbetriebnahme der ersten Halle in sechs Monaten ist noch einiges zu tun: allen voran muss bis Oktober der Innenausbau abgeschlossen und die Halle mit allen Versorgungsleitungen, Installationen, Maschinen und Technik komplett ausgerüstet sein. „Danach stehen eine Reihe bautechnischer Abnahmen und Funktionsprüfungen an“, so Hermann. 

Endspurt heißt es parallel auch bei der Personalgewinnung: „Die Aus- und Fortbildung neu gewonnener Mitarbeitender und Auszubildender läuft. Wir haben bereits mehr als 300 Mitarbeitende und Auszubildende für das Neue Werk Cottbus unter Vertrag, bis Ende 2023 werden 450 Ausbildungs- und Arbeitsplätze besetzt sein.“

Mehr als ein Bahn-Ausbauprojekt

Quelle: DB AG / Philipp Saxer

Der Countdown, bis der erste ICE 4 aufs Werksgelände rollt, läutet für das Projektteam auch die letzte Phase vor dem Baustart der großen Halle ein. Dafür müssen nicht nur neue Baustellenzufahrten eingerichtet werden. Es gilt zudem, fast 100 Kleingärten umzusiedeln.

Der Gesamtprojektleiter ist überzeugt, dass es auf der Großbaustelle weiterhin mit großen Schritten vorangeht. „Dieses Werk ist weit mehr als ein Bahn-Ausbauprojekt für Cottbus: Es entwickelt sich zu einem Beispiel für schnelles Bauen bei der Bahn – nicht zuletzt wegen der neuartigen Vertragsgestaltung als ,Partnerschaftsmodell Schiene‘“, so Hermann. „In den Teams und Kooperationen herrscht ein toller Spirit.“