Artikel: Michael Zimmerers und „sein“ Bahnhof
Im Dortmunder Hafen entsteht bis 2027 ein neues ICE-Bereitstellungs- und Instandhaltungswerk. Bis die Bauarbeiten losgehen, gibt es hier alle Hände voll zu tun. Der ehemalige Bahner Michael Zimmerers hat mehr als sein halbes (Berufs-)Leben auf dem Gelände verbracht und bringt sich jetzt mit einer ganz neuen Perspektive in das Projekt ein.
„Das ist mein Bahnhof“, sagt Michael Zimmerers und blickt versonnen auf das Gelände des ehemaligen Rangier- und Güterbahnhofs an der Dortmunder Westfaliastraße. Dort, wo ab 2025 das neue ICE-Werk Dortmund-Hafen entsteht, hat der 67-Jährige fast sein komplettes Leben verbracht. Aufgewachsen im Huckarde-Viertel direkt um die Ecke, nahm ihn sein Vater – damals Lokführer – regelmäßig mit.
Eine abwechslungsreiche Laufbahn
Nach der Schule musste er sich entscheiden, was er beruflich machen möchte. Eine Ausschreibung für die Laufbahn als Bundesbahnassistenanwärter zog ihn in den Bann. Am 1. August 1972 fing er seine Ausbildung bei der Deutschen Bundesbahn an. Nach Bestehen seiner Abschlussprüfung arbeitete Zimmerers zunächst als Zugmelder in „seinem“ Güterbahnhof, später als Fahrdienstleiter im Stellwerk.
Es folgte eine abwechslungsreiche Laufbahn an verschiedensten Arbeitsplätzen: vom Betriebsbüro über die Direktion und das Stellwerk bis in die Verwaltung. Später arbeitete er dann im Personalmanagement im Netz Hagen. Bis zu seiner Pensionierung 2019 war er dort für die Instandhaltungspersonale zuständig. Doch auch danach sollte die Bahn für ihn ein Thema bleiben – und ihn sogar Vollzeit beschäftigen.
Ein Bahnhof, eine Geschichte, unzählige Pläne
Während Zimmerers aktiver Zeit bei der DB wurde der Betrieb an „seinem Bahnhof“ eingestellt. 2021 wurde der inzwischen pensionierte Bahner wieder auf den Güterbahnhof aufmerksam. Ein ehemaliger Kollege informierte ihn darüber, dass auf dem Gelände ein neues ICE-Instandhaltungswerk entstehen soll. Er bot an, das Projekt zu dokumentieren. Denn schon vor Beginn der Planungen hatte es sich Zimmerers zur Aufgabe gemacht, die Geschichte des Bahnhofs aufzuarbeiten.
Recherche und Archiv sind für den 67-Jährigen kein Neuland. „Das betreibe ich schon seit Jahrzehnten als Teil vom ‚Freundeskreis historische Eisenbahn Dortmund‘“, erzählt er. Teilweise verbringt er ganze Tage im Dortmunder Stadtarchiv. Ab und zu fährt er auch nach Berlin ins Bundesarchiv. Für das Planungsteam des neuen ICE-Instandhaltungswerkes war Zimmerer mit seiner detaillierten Kenntnis der Historie des Bahnhofs ein Glücksfall.
Historisches Buchprojekt trifft Neubau
Während das Projektteam der Baugenehmigung entgegenfiebert, arbeitet der Pensionär an seinem eigenen Projekt: „Ich arbeite mit einem befreundeten Autor der Universität Bochum an einem Buch über die 150-jährige Geschichte des Dortmunder Güterbahnhofs.“ Wann immer sich die Gelegenheit ergibt, fährt der Bahner aus Leidenschaft mit dem Fahrrad zum Gelände rüber, verfolgt und fotografiert aufmerksam die Fortschritte vor Ort. So bleibt er „seinem Bahnhof“ auch heute und in Zukunft ganz nah.