Artikel: Nur eine Tasche als Gepäck und ganz viele Fragen
Seitdem der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine tobt, fliehen die Menschen aus ihrem bombardierten Land, oft nur mit einer Tasche, in die sie schnell das Nötigste eingepackt haben. In Deutschland kommen die meisten Flüchtenden mit dem Zug am Berliner Hauptbahnhof an, erschöpft von den Strapazen, die sie hinter sich haben. Seit Tagen finden sich hier zahlreiche DB-Kolleg:innen und freiwillige Helfer:innen ein, die sich um die Geflüchteten kümmern.
Wenn ein Zug eintrifft, wimmelt der ganze Bahnhof von Menschen in gelben und orangenen Warnwesten. Die Ukrainer:innen haben die Information erhalten, dass die Leute in den orangenen Westen Russisch und/oder Ukrainisch sprechen, und die in den gelben Westen freiwillige Helfer:innen sind, die nicht ihre Sprache sprechen.
Ganz viele Fragen
Dennoch versuchen alle, zu helfen, wo sie können und vor allem die unzähligen Fragen zu beantworten. Wo werden die Help-Ukraine-Tickets ausgegeben? Wo kann man hingehen, um sich etwas auszuruhen? Wo ist eine Bank zum Geld wechseln? Wo geht es zum Bahnsteig? Wo sind die Toiletten? Wo ist die Ausgabe der SIM-Karten?
Erst einmal ankommen in der Welcome Hall
Seit dem 10. März gibt es das Welcome-Zelt auf dem Washingtonplatz, das von der Berliner Stadtmission im Auftrag des Berliner Senats betrieben wird. Hier können sich die Menschen nach der Reise erst einmal ausruhen und etwas essen, bevor es in die Unterkünfte geht. Für Flüchtende, die spät abends in Berlin ankommen, stellt die DB Aufenthaltszüge bereit, damit sie für die Nacht einen warmen Platz haben.
Pragmatische Lösungen beim Ticketing
Pro Tag kommen etwa 10.000 Geflüchtete mit den regulär fahrenden EC-Zügen aus Polen und mit den sechs Sonderzügen aus Frankfurt/Oder in Berlin an. Der Andrang, wenn ein Zug mit bis zu 1.000 Menschen ankommt, ist immer erst einmal groß. Um die Menschen schnellstmöglich zu unterstützen, geht es hier vollkommen unbürokratisch zu: Die Kolleg:innen im Reisezentrum drucken Help-Ukraine-Tickets für verschiedene Verbindungen in großer Stückzahl aus. Also beispielsweise 300 Stück für die Relation Berlin-München, 200 Stück Berlin-Dresden etc. Wenn nötig, wird der aufgedruckte Zielbahnhof handschriftlich überschrieben. Pragmatismus pur. Dadurch gelingt es, den Geflüchteten schnell zur Weiterreise zu verhelfen und auch die Einschränkungen für die übrigen Fahrgäste gering zu halten. An den Extra-Fahrkartenschaltern arbeiten DB-Kolleg:innen aus vielen verschiedenen Bereichen der Deutschen Bahn. Die meisten von ihnen sind sonst nicht im Vertrieb tätig. Sie alle eint eines: Sie möchten einfach helfen, wo sie können.