Neue Ausstellung – Wer war Fritz Kittel – Ein Reichsbahner entscheidet sich

Artikel: Neue Ausstellung – Wer war Fritz Kittel – Ein Reichsbahner entscheidet sich

Die Historische Sammlung der Deutschen Bahn zeigt die Ausstellung „Wer war Fritz Kittel – ein Reichsbahnarbeiter entscheidet sich – zwei Familien 1933-2022“. Sie basiert auf einer Idee der Schriftstellerin Esther Dischereit. Sie war 2023 in fünf Orten zu sehen. Weitere Ausstellungsorte sind für 2024 in Planung.

Fotoalbum, Familie Zacharias, zur Geburt der Tochter Hannelore, September 1936 – September 1942, Berlin.

Wer war Fritz Kittel? Diese Frage stellt die Schriftstellerin Esther Dischereit. In Familienerzählungen war der Name Fritz Kittel präsent. Später fand sie den Namen in den Berichten ihrer Mutter, Hella Zacharias, an die Entschädigungsbehörden in den 1950er Jahren. Der Eisenbahner versteckte die Jüdinnen Hella Zacharias und ihre Tochter Hannelore, die 1942 untergetaucht waren. In den Akten der Reichsbahn fand sich nichts zu Fritz Kittel.

2019 traf Esther Dischereit nach einiger Recherche Familienangehörige Kittels – sie lebten noch immer in Heringen (Werra), dem letzten Versteck ihrer Mutter und Schwester. Seiner Familie hat Fritz Kittel nie etwas erzählt. Als er sie unter seinem Namen mit falschen Papieren versorgte und so vor dem Holocaust schützte, arbeiteten über eine halbe Millionen Menschen bei der Deutschen Reichsbahn. Nur wenige von ihnen halfen und wehrten sich gegen die Entrechtung, Verfolgung und Ermordung jüdischer Menschen. Die Verantwortlichen der Reichsbahn hatten sich 1933 mit dem NS-Regime und ihren Zielen gemein gemacht.

Vorstand der Deutschen Reichsbahn, 1934, Ludwig Homberger (2.v.r.)


Gemeinsam mit der Historischen Sammlung der Deutschen Bahn entwickelte Esther Dischereit die Idee und das Konzept der Ausstellung. Gezeigt werden Videos, literarische Texte und Dokumente der beiden Familien. Sie fragt nach der Rolle der Deutschen Reichsbahn und erinnert an das Schicksal der Eisenbahner Ludwig Homberger, Franz Bergmann und Paul Levy, die als Juden verfolgt wurden.

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Aufbau der Ausstellung

Die Ausstellung lädt dazu ein, sich selbst auf Entdeckungsreise nach dem Geschehenen zu begeben und in den dargestellten Dokumenten, Objekten und Filmen nach Antworten zu suchen. Eine große Ausstellungswand liefert eine Einführung in das Thema und kontextualisiert das Biografische mit einer Zeitleiste.

In drei Ausstellungsschränken mit ausziehbaren Schubladen finden sich Zeugnisse aus dem Leben der Familien Zacharias/Dischereit/Bradley und der Familie von Fritz Kittel, sowie der Geschichte der Reichsbahn und ihrer Kollegen.

Zehn dokumentarische Filme erzählen von dem Zusammentreffen der Enkelkinder Fritz Kittels und Hella Zacharias und gemeinsamen Suchen nach den Familiengeschichten in Berlin, Zary und Heringen

Die literarischen Texte der Schriftstellerin Esther Dischereit verbinden die Objekte und Dokumentationen – sie können von den Besucher:innen mit nach Hause genommen werden.