Artikel: ABS 38: Bahnstrom-Experte gastiert in Dialogforum-Reihe
Keine Beeinträchtigungen für Anwohner:innen durch Hochspannungsleitungen
Die Ausbaustrecke (ABS) 38 bleibt im Austausch mit der Region. Am Montag führte das Großprojekt ein weiteres Dialogforum für Kommunalvertreter:innen der Region Südostbayern in seinem InfoCenter in Mühldorf durch. Es galt dem Spezialthema Bahnstrom. Dieses spielt auf der Ausbaustrecke in einigen Abschnitten eine große Rolle und wird vielfach mit den Kommunen besprochen. Auch deshalb hatte die ABS 38 mit Professor Dr. Arnd Stephan von der Technischen Universität Dresden einen Bahnstrom-Experten als Gastredner eingeladen. Das Interesse am Thema war groß – die Plätze im InfoCenter waren ausgebucht.
„Viele Fragen treiben die Lokalpolitiker:innen und Anwohner:innen unserer Ausbaustrecke beim Thema Bahnstrom um. Uns ist es wichtig, die Kommunen in der Region mitzunehmen. Es ehrt uns, dass wir mit Professor Dr. Stephan einen renommierten Experten dafür gewinnen konnten“, eröffnete Alexander Pawlik, Gesamtprojektleiter der ABS 38, die Veranstaltung.
Den etwa 30 Anwesenden schickte Prof. Dr. Stephan in seinem Vortrag eine Kernbotschaft gleich vorweg: „Moderne Eisenbahn bedeutet: viel – schnell – elektrisch! Wo die Bahn was taugt, ist sie elektrisch“. Heute finden bereits 90 Prozent der gesamten Schienenverkehrsleistung unter Draht statt, auch der für die Entlastung der Straßen entscheidende Güterverkehr. Mit der ABS 38 verschwinde künftig eine der größten verbleibenden Lücken.
Die derzeitige Planung für den Bahnstrom bei der ABS 38 skizzierte Aydin Aliakar, Projektleiter im Abschnitt 2 (Ampfing-Tüßling): Schon heute führt eine 110 kV-Bahnstromleitung von Landshut nach Rosenheim und kreuzt die Strecke der ABS 38 nahe Schwindegg. Zukünftig zweigt die Bahnstromleitung hier ab und führt entlang der neuen Oberleitungsmasten bis zum Bahnknoten Mühldorf, wo der Strom in niedriger Spannung in die Oberleitung eingespeist wird.
Keine Beeinträchtigungen für Anwohner:innen durch Hochspannungsleitungen
Viele, vor allem auch gemeindespezifische, Fragen brachten die anwesenden Bürgermeister:innen in der Diskussionsrunde nach den Vorträgen mit. Beispielsweise äußerten sie Bedenken über die Gesundheit der Menschen in unmittelbarer Nähe einer Hochspannungsleitung. Bahnstrom-Experte Prof. Stephan gab Entwarnung: „Hochspannungsleitungen transportieren den Strom in niedriger Stärke mit einem niedrigen magnetischen Feld. Außerdem ist es gesetzlich vorgeschrieben, die elektromagnetischen Felder weit unter die Grenzwerte zu minimieren.“ Durch die niedrige Frequenz des Bahnstroms seien Überlagerungen mit den
elektromagnetischen Felder anderer Geräte wie Handys ausgeschlossen. Gesundheitliche Folgen sind nicht zu erwarten und konnten bisher auch nicht nachgewiesen werden. Innerhalb von Ortschaften liegen die geplanten Bahnstromleitungen direkt über den Gleisen und damit nicht näher an der Wohnbebauung als die klassische Oberleitung selbst. Das reduziert die Beeinträchtigungen für die Menschen vor Ort und den optischen Einfluss auf das Landschaftsbild.
Warum die Bahn an der Ausbaustrecke nicht auf Erdkabel anstelle Freiluftleitungen setze? Dazu fiel Prof. Stephans Bewertung deutlich aus: „Erdverkabelungen gibt es in Deutschland nur da, wo es gar nicht anders geht. Höherer Flächenverbrauch, Eingriffe in den Wasserhaushalt, kürzere Lebensdauer der Kabel, aufwendige Instandhaltung und vor allem elektrotechnische Nachteile machen die Erdverkabelung nicht nur kostenintensiv, sondern besonders anfällig für technische Fehler und die Betriebsstabilität.“
Weiterführendes Material:
- Den Vortrag von Prof. Dr.-Ing. Arnd Stephan gibt es als Aufzeichnung hier: https://www.youtube.com/watch?v=mHO5wOCpZbU
- Ein Video des Gesamtprojektleiters Alexander Pawlik im Gespräch mit dem Bahnstrom-Experten Prof. Dr.-Ing. Arnd Stephan gibt es hier: https://youtu.be/F8qSmT0Icyg