Artikel: Führungswechsel bei der DB in NRW: Ministerpräsident Hendrik Wüst verabschiedet Konzernbevollmächtigten Werner Lübberink
Nach fast 30 Jahren im DB-Konzern ist Werner Lübberink heute von Ministerpräsident Hendrik Wüst im nordrhein-westfälischen Landtag feierlich verabschiedet worden. Als NRW-Bahnchef war Lübberink in den vergangenen Jahren der wichtigste Ansprechpartner für Politik, Verwaltung und Ministerien, Wirtschaft und Verbänden. Damit war er das Gesicht der DB in NRW.
Ministerpräsident Hendrik Wüst: „Deutschland braucht eine starke Bahn – nur so können wir unsere Klimaziele erreichen, unseren starken Wirtschaftsstandort erhalten und Mobilität für die Menschen sichern. Werner Lübberink hat in den vergangenen 30 Jahren lösungsorientiert und zupackend die Bahn vorangebracht und war immer eine verlässliche Stimme für die Schiene in Nordrhein-Westfalen. Konsequent hat er sich den Herausforderungen gestellt und daran gearbeitet, das Bahnfahren attraktiver zu machen. Danke für diesen wichtigen Einsatz und alles Gute für die neue Lebensphase.“
Als Konzernbevollmächtigter der DB für das Land NRW übernahm er 2016 die Federführung im bevölkerungsreichsten Bundesland. Als NRW-Bahnchef sorgte er für wichtige Weichenstellungen im Westen. Der 66-jährige Rheinländer gilt als Mann für schwierige Aufgaben. Mit seinem Leitsatz „Wiederaufbau West“ machte er sich erfolgreich stark für die Modernisierung der Schieneninfrastruktur in NRW. So konnten die Investitionen in Netz und Bahnhöfe während seiner Zeit verdreifacht werden. Die Weiterentwicklung von ehemaligen Bahnflächen an Schienen und Bahnhöfen war ihm besonders wichtig.
Auch den Modernisierungsschub bei Fahrzeugen, unter anderem bei der S-Bahn Rheinland, begleitete er aktiv. Dabei war ihm ein offener, kontinuierlicher und konstruktiver Austausch zwischen allen relevanten Stakeholdern wichtig.
Internationaler Karrierestart und der Sprung in den Mobilitätssektor
Den Diplom-Kaufmann und Harvard MBA, der vier Sprachen spricht, führte sein internationales Studium nach Paris, Oxford, Berlin, Zürich und Boston. Er begann seine berufliche Laufbahn bei der Mannesmann AG in Düsseldorf, wo er im Stahlexport tätig war. Nach einem Wechsel in die strategische Unternehmensberatung folgte der Sprung in die Mobilitätsbranche. Bei der Volkswagen AG war Lübberink für die Ergebnisanalyse der Marke VW verantwortlich, bevor er die Leitung des internationalen Marketings des Konzerns übernahm.
Im Jahr 1995 folgte der Rommerskirchener dem Ruf der Deutschen Bahn und stieg bei DB Fernverkehr ein. Dort verantwortete Lübberink das Internationale Marketing sowie das Produkt- und Angebotsmanagement. In dieser Funktion wirkte er an der Umsetzung des Integralen Taktfahrplans mit. Darüber hinaus war er verantwortlich für die Einführung neuer internationaler Verbindungen, wie etwa ICE International nach Brüssel, Amsterdam, Wien, Zürich, Kopenhagen und Paris. Der von ihm initiierte „Berlin-Warschau-Express“ ist bis heute unterwegs. Diese Verbindungen sorgen noch heute für komfortables Reisen in die europäischen Nachbarländer. Ebenso profitieren bis heute Fahrgäste von den Europa Sparpreisen, die Lübberink konzipiert, mit ausländischen Bahngesellschaften verhandelt und umgesetzt hat. Schon in dieser Position waren seine internationale Erfahrung und sein politisches Geschick gefragt.
Nach seiner Station beim DB Fernverkehr kam 2002 der Wechsel in die Leitung der EU-Konzernrepräsentanz in Brüssel. Hier vertrat Lübberink die Interessen der DB gegenüber den europäischen Institutionen. Dort begleitete er die Verhandlungen der tiefgreifenden sogenannten Eisenbahnpakete 1-4. Die Eisenbahnpakete regeln grundlegende und signifikante Themen des Eisenbahnsektors neu. Besonders hervorzuheben sind hier die europäischen Reisendenrechte, technische Harmonisierung und Sicherheit sowie der grenzüberschreitende Einsatz von Triebfahrzeugführern. Insbesondere setzte sich Lübberink erfolgreich für die Aufrechterhaltung der Struktur des integrierten DB-Konzerns ein. Auch hier kamen Lübberink seine Expertise, internationale Erfahrung und diplomatisches Geschick zugute. Darüber hinaus engagierte sich der überzeugte Europäer für die Weiterentwicklung der transeuropäischen Netze (TEN-Korridore) sowie des wichtigen Sicherheitssystems European Train Control System (ETCS). Außerdem unterstütze Lübberink die Gründung und den Aufbau der europäischen Eisenbahnagentur (ERA) in Lille.
Handwerkzeug als NRW-Bahnchef: Immer eine Lösung im Gepäck
Der letzte berufliche Umstieg war 2016 von Brüssel nach Düsseldorf, als er den Posten des DB-Konzernbevollmächtigten für NRW übernahm. Lübberinks Zeit in NRW war geprägt von vielfältigen und großen Herausforderungen. Dazu zählten unter anderem eine nie dagewesene Anzahl von Großbaustellen sowie eine stark überlastete Infrastruktur. Dank seiner Sachkenntnis, langjährigen Erfahrung, seiner lösungsorientierten Herangehensweise und seinem effektiven Stakeholdermanagement kann Lübberink auf zahlreiche erfolgreiche Projekte zurückblicken, die er begleitet hat. Dazu zählen insbesondere:
- Inbetriebnahme des ICE-Werks in Köln
- die Modernisierungsoffensiven und Weiterentwicklungsprogramme für Bahnhöfe („Schöner Ankommen NRW“)
- Vorantreiben des RRX-Ausbaus (Rhein-Ruhr-Express)
- Unterzeichnung der Absichtserklärung für die Strecke Münster-Lünen
- digitales Schnellläuferprogramm Niederrhein
- Betuwe-Linie Emmerich-Oberhausen
- neue Kommunikationskonzepte im Rahmen des „NRW Verbundteam Bau“
- erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Bahnentwicklungsgesellschaft (BEG)
- Spatenstich für das neue ICE-Werk Dortmund
Ein Meilenstein war die Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung zwischen dem Land NRW und der DB AG im Juli 2025. Damit wurde der Grundstein gelegt für die zukünftige Entwicklung der Bahninfrastruktur in Nordrhein-Westfalen.
Lübberink verfolgte mit Wertschätzung, Vertrauen und klarer Kante eine stringente Linie auch gegenüber allen Stakeholdern. Dabei immer auf Augenhöhe, um die komplexe Welt der Eisenbahn einfach, verständlich und transparent zu erklären. Allein im NRW-Landtag bzw. Verkehrsausschuss stand Lübberink zum Beispiel in seiner Funktion als Konzernbevollmächtigter den Abgeordneten über 50 Mal Rede und Antwort.
Zum Jahresende geht Werner Lübberink in den Ruhestand. Die Deutsche Bahn dankt Lübberink für sein Engagement und seine Verdienste für die DB.
Zum 1. Januar 2026 übergibt Lübberink den Staffelstab des Konzernbevollmächtigten an Dr. Jens Gräfer. Der promovierte Jurist ist mit rund 19 Jahren Erfahrung im DB-Konzern bestens vernetzt. Der Gütersloher hat umfangreiche Erfahrungen in der politischen Begleitung von Projekten. Zuletzt war Gräfer Leiter der Abteilung International Affairs bei der Deutschen Bahn in Berlin.