Artikel: Kunst auf der Schiene: Kreative Graffiti-Aktion an DB-Ausbildungszug in Ingolstadt
Künstlergruppe gestaltet Schulungszug von DB Cargo • Zeichen gegen illegale Graffiti • Aktion am Tag der offenen Kinder- und Jugendarbeit • DB informiert zu Prävention und Ausbildung
Ein Zug wird zum Kunstwerk: Die Deutsche Bahn (DB) ermöglicht Künstler:innen in Ingolstadt, einen Schulungszug von DB Cargo mit legaler Graffiti zu gestalten. Die Sprayer-Aktion findet am heutigen Tag der offenen Kinder- und Jugendarbeit an Schulungswagons statt, die dauerhaft neben dem Jugendzentrum Halle NEUN in Ingolstadt stehen. Gemeinsam mit den kommunalen Jugendpfleger:innen vom Stadtjugendring Ingolstadt will die DB Kreativität und Engagement von Jugendlichen fördern und gleichzeitig ein Zeichen gegen illegale Graffiti setzen. Denn diese verursachen nicht nur immense finanzielle Schäden – Sprayer:innen bringen sich beim unbefugten Betreten von Bahngeländen und Gleisanlagen in Lebensgefahr. Deshalb ist auch ein Präventionsteam von DB Sicherheit vor Ort in Ingolstadt, um Kinder und Jugendliche im Gespräch sowie mit Plakaten und Präventionsvideos umfassend dazu aufzuklären. Gleichzeitig geben Mitarbeitende aus dem Bereich Personal und Ausbildung Einblicke in die vielfältigen Ausbildungsmöglichkeiten rund um die starke Schiene.
Florian Steinmüller, Leiter Qualifizierungscenter München, DB Cargo AG: „Kunst verbindet, inspiriert und schafft Austausch – deshalb hat uns die Idee, dass eine Künstlergruppe unseren Zug am Tag der offenen Kinder- und Jugendarbeit gestaltet, von Anfang an sehr gut gefallen. Wir möchten mit Jugendlichen ins Gespräch kommen und zeigen, dass uns Kunst wichtig ist, wir aber entschieden gegen illegale Graffiti vorgehen, weil sie Schäden verursacht und die Sprayer:innen in Gefahr bringt. Unser Schulungszug in Ingolstadt, in dem wir zum Beispiel Lokrangierführer:innen und Wagenmeister:innen ausbilden, wurde leider einige Male mit illegalem Graffiti beschädigt. Jetzt wird der Zug zum Kunstwerk – und schafft positive Aufmerksamkeit, auch für die Ausbildung bei der DB.“
Florian Liu, alias „Frost“, Graffiti-Künstler: „Die Gestaltung von Zügen hat tiefe Wurzeln in der Geschichte des Graffitis. Pioniere der Kunstform wie Dondi und Seen aus New York erlangten Berühmtheit, indem sie U-Bahn-Wagen besprühten und damit ihre Werke einem breiten Publikum präsentierten. Züge boten eine einzigartige mobile Plattform, durch die ihre Kunst buchstäblich zu den Menschen gelangte. In der heutigen Zeit haben sich jedoch viele Medien etabliert, die es Künstler:innen ermöglichen, über Stadtgrenzen hinaus eine breite Öffentlichkeit zu erreichen. So bieten Printmedien, Videos und insbesondere das Internet mit seinen vielfältigen Plattformen, wie Social Media, neue Wege, um Bekanntheit zu erlangen und eine globale Reichweite zu generieren. Legale Flächen und Projekte spielen hierbei eine wichtige Rolle, indem sie Jugendlichen und Erwachsenen die Möglichkeit bieten, sich kreativ auszudrücken und Teil des öffentlichen Stadtbildes zu werden – ohne sich in die Illegalität zu begeben und die damit verbundenen Risiken einzugehen.“
Alexander Angermann, Kommunaler Jugendpfleger beim Stadtjugendring in Ingolstadt: „Graffiti ist eine Kunstform, die gesellschaftlich für „die Jugend“ steht und sich einer immer größer werdenden Akzeptanz im öffentlichen Raum erfreut. Durch das Schaffen von legalen Flächen und das Anbieten von Workshops werden jungen Nachwuchskünstler:innen legale Wege gezeigt, sich zu präsentieren. Das Besprühen eines Wagons ist sicher der Traum der meisten Künstler:innen, daher freut mich die Zusammenarbeit mit der Bahn sehr, da es ein Signal in die Szene ist: Eure Kunst wird gesehen und geschätzt.“
Schaden durch illegale Graffiti
Im Jahr 2023 hat die DB rund 22.700 Fälle von Graffiti-Beschädigungen registriert. Der finanzielle Schaden durch Graffiti liegt jährlich bei rund 12 Millionen Euro. Die hohen Kosten sind in dem hohen Aufwand bei der Entfernung von Graffiti begründet: Eine Reinigung in speziell ausgestatteten Werkstätten unter Einhaltung von strengen Arbeits- und Umweltvorschriften ist notwendig. Speziell geschulte Mitarbeiter:innen müssen die einzelnen Farbschichten in zeitintensiver und mühsamer Handarbeit schichtweise abtragen. Für die Reinigung eines Nahverkehrs-Triebwagens benötigen zwei bis drei Fachkräfte einen ganzen Arbeitstag. Die Kosten variieren je nach Größe und Schichtdicke des Graffitis. Die Neulackierung eines Triebwagens kostet bis zu 30.000 Euro und dauert rund sieben Tage. In dieser Zeit fällt der Zug aus.
Die DB geht neben der Verfolgung auch durch präventive Maßnahmen gegen illegale Graffiti vor, unter anderem durch Graffitischutz für Fahrzeuge und Bahnhöfe – und durch Aufklärungsmaßnahmen wie am Tag der offenen Kinder- und Jugendarbeit in Ingolstadt.