Artikel: Generalprobe geschafft: DB sieht sich für Riedbahn-Sanierung gut vorbereitet
Bauvolumen im Zeitrahmen umsetzbar • Gute Noten für den Ersatzverkehr zwischen Frankfurt/Main und Mannheim • DB leitet aus Erfahrungen konkrete Verbesserungen für fünfmonatige Bauphase ab • Generalsanierung beginnt wie geplant nach Fußball-EM am 15. Juli
Fünf Monate vor Beginn der Generalsanierung der Riedbahn zwischen Frankfurt/Main und Mannheim sehen sich die Deutsche Bahn (DB) sowie die beteiligten Bauunternehmen gut gerüstet. Die vorbereitenden Arbeiten im Januar haben die Umsetzbarkeit des Bauvolumens bestätigt. Auch das umfassende Verkehrskonzept hat sich dabei bewährt. Ab 15. Juli wird die DB die Infrastruktur sowie die Bahnhöfe entlang der Strecke innerhalb von nur fünf Monaten komplett erneuern.
Im Fern- und Regionalverkehr hatte die DB gemeinsam mit den zuständigen Aufgabenträgern im Nahverkehr im Januar das Angebot zwischen den Ballungsräumen Rhein-Main und Rhein-Neckar neu organisiert. Auch der Güterverkehr lief stabil und pünktlich über die Umleitungsstrecken. Im Regionalverkehr haben 150 Ersatzbusse täglich bis zu 16.000 Fahrgäste zuverlässig an ihr Ziel gebracht. Sie haben dabei rund 1,2 Millionen Kilometer zurückgelegt. Für Reisende von Mannheim zum Frankfurter Flughafen waren Shuttlebusse im Einsatz.
Berthold Huber, DB-Infrastrukturvorstand: „Mit der Generalsanierung der Riedbahn stellen wir das Bauen fundamental um. Statt wiederkehrender Arbeiten über viele Jahre verteilt, erneuern wir Infrastruktur und Bahnhöfe innerhalb weniger Monate einmal komplett. Damit schaffen wir so viel Kapazität und Pünktlichkeit wie technisch möglich ist. Die Generalprobe im Januar hat gezeigt, dass dieses neue Umsetzungskonzept funktioniert. Gemeinsam mit unseren Partnern konnten wir ein enormes Bauvolumen im Zeitplan umsetzen. Gleichzeitig haben die vorbereitenden Arbeiten auch Schwachstellen offengelegt. Daraus lernen wir und werden unsere Planungen für die fünfmonatige Generalsanierung weiter optimieren.“
Evelyn Palla, DB-Vorständin Regionalverkehr: „Wir wollen, dass die Menschen dem umweltfreundlichen öffentlichen Nahverkehr treu bleiben – auch, wenn auf der Schiene gebaut wird und Strecken länger gesperrt sind. Für die Generalsanierung stellen wir einen Ersatzverkehr auf die Beine, der neue Maßstäbe setzt. Unsere Busse fahren zuverlässig und sind komfortabel, das kommt bei den Fahrgästen an. Im Januar haben wir sie zum Ersatzverkehr befragt und gute Noten bekommen. Zukünftig wollen wir das Angebot noch besser machen.“
Die Kundenbefragung zum Ersatzverkehr hat gezeigt, dass rund 80 Prozent der Fahrgäste mit ihrer Fahrt zufrieden waren. Positiv bewerteten sie, dass die Busse pünktlich, modern ausgestattet und in ihrer Lackierung in Verkehrspurpur leicht zu erkennen waren. Künftig sollen Fahrgäste noch besser über Fahrtverlauf und Anschlüsse informiert werden, sowohl auf den Anzeigen in den Bussen als auch in den digitalen Auskunftsmedien. Während der Generalsanierung ab Juli 2024 fahren im Nahverkehr ausschließlich 150 Ersatzbusse der DB, die über WLAN, USB-Ladebuchsen und Gepäckregale verfügen.
Mit der Generalprobe für die anstehenden Sanierungsarbeiten im Sommer hatte die DB das neue Konzept der gebündelten und gewerkeübergreifenden Erneuerung einem ersten Belastungstest unterzogen. Insgesamt wurden 23 Weichen und mehr als 9 Kilometer Gleise erneuert, über 3.000 Fundamente für Schallschutzwände, Oberleitungs- und Signalmasten gesetzt sowie 8,5 Kilometer neue Kabelträger gebaut. Damit entspricht das Bauvolumen anteilig dem, das auch für die Zeit der eigentlichen Generalsanierung in der zweiten Jahreshälfte geplant ist. Bis zu 60 Baufahrzeuge und mehr als 200 Menschen pro Schicht waren im Januar auf der Baustelle im Einsatz.
Stimmen der vier beteiligten Bauunternehmen
Andre Rodenbeck, CEO Rail Infrastructure bei Siemens Mobility: „Mit der Sanierung der Riedbahn wird eine der höchstbefahrenen Strecken Deutschlands in Rekordzeit fit für einen digitalen, zuverlässigen Bahnverkehr gemacht. Sieben neue Stellwerksgebäude haben wir in weniger als einem Jahr errichtet und für den Anschluss der Signale bereitgestellt. Dafür haben wir allein seit Herbst 2023 mehr als 200 Signale gefertigt und angeliefert, um die vorgezogene dreiwöchige Sperrung gemeinsam mit den Projektpartnern optimal nutzen zu können. Auf der Riedbahn wird von allen in kürzester Zeit Großes geleistet. Gemeinsam mit der Deutschen Bahn arbeiten wir nun an den nächsten Schritten für das deutsche Hochleistungsnetz.“
Marcus Herwarth, Vorsitzender und Geschäftsführer Gleisinfrastrukturbau bei der LEONHARD WEISS GmbH & Co. KG: „Die gesteckten Ziele wurden durch herausragende Leistung erreicht und dafür bin ich sehr dankbar. Mich freut es besonders für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die wahren Träger dieses Zwischenerfolgs. Vor Ort war volle Fokussierung und Motivation zu spüren. Mit sehr professioneller Arbeitsvorbereitung, Ingenieurwissen und Leistungsfähigkeit haben wir gezeigt, wie wir aus Sicht der Baubranche solche Infrastrukturprojekte erfolgreich realisieren können. Dazu gehören auch unsere Partner, Lieferanten und Nachunternehmer. Nun gilt es diese erste Etappe auszuwerten und für die Hauptsperrung ab Sommer zu lernen. Dieses Praxiswissen sollte für die kommenden Korridorprojekte insgesamt Zugang finden.“
Mark Fisher, CTO, SPITZKE SE: „Das Hochleistungskorridor-Projekt Riedbahn hält erwartungsgemäß viele Herausforderungen bereit. Gemeinsam mit unseren Partnern haben wir eine entscheidende Hürde genommen und die erste Vollsperrung im Januar erfolgreich gemeistert. Unsere Teams haben Außergewöhnliches geleistet und einmal mehr bewiesen, was durch Leistungsbereitschaft, Erfahrung und Teamgeist möglich ist. Ergänzt durch das gewerkeübergreifende Handeln aller Beteiligten und den Einsatz unserer modernen Technik sind wir unseren eigenen, ehrgeizigen Zielen und den Erwartungen unseres Kunden gerecht geworden. Sicherlich lief noch nicht alles rund, aber wir werden die gesammelten Erfahrungen nutzen, das Logistikkonzept robust gestalten und so das große Volumen während der Sommersperrpause realisieren.“
Peter Gal, COO Bahnbau Swietelsky AG: „Die dreiwöchige Sperrpause im Jänner war für alle Beteiligten ein großer Erfolg. Wir konnten die Bauleistungen wie geplant umsetzen. Dabei sammelte das gesamte Team wichtige Erfahrungen, die für die Umsetzung der Hauptarbeiten im Sommer eine entscheidende Grundlage darstellen. Durch Optimierungsmaßnahmen in Planung und Ablauf minimieren wir potenzielle Störungen durch unvorhergesehene Ereignisse. Wir sind stolz darauf, bei diesem herausfordernden Projekt dabei zu sein. Danke an alle Mitwirkenden für ihren großartigen Einsatz.“
Mit Blick auf die eigentliche Generalsanierung im zweiten Halbjahr wird die DB ausreichend Puffer für unvorhersehbare Ereignisse und insbesondere für die Wiederinbetriebnahme der Strecke einplanen. Auch zusätzliche Teams für die Abnahmeprüfungen sind vorgesehen. Bei den vorbereitenden Arbeiten im Januar hatten unter anderem zwei GDL-Streiks und ein ungewöhnlich heftiger Wintereinbruch mit Eisregen dazu geführt, dass die erforderlichen Test- und Belastungsfahrten nicht wie geplant durchgeführt werden konnten. Die Wiederinbetriebnahme hatte sich dadurch um eine Woche verzögert.
Aktuell bereitet die DB die Umleitungsstrecke zwischen Darmstadt und Heidelberg für zusätzliche Verkehre während der Generalsanierung vor, anschließend folgt die Strecke über Worms. So werden unter anderem die Stromversorgung verstärkt und ein Damm saniert. Am 15. Juli beginnt die fünfmonatige Generalsanierung der Riedbahn. Die Strecke zwischen Frankfurt/Main und Mannheim ist das Pilotprojekt der DB auf dem Weg zum Hochleistungsnetz. Mit mehr als 300 Zügen pro Tag ist der Korridor hochbelastet, viele Anlagen sind überaltert und störanfällig. Für mehr Qualität und Pünktlichkeit im Zugverkehr erneuert und modernisiert die DB deshalb die komplette Infrastruktur. Dazu gehören rund 120 Kilometer Gleise, mehr als 150 Weichen, 140 Kilometer Oberleitung, die komplette Leit- und Sicherungstechnik sowie der Bau von mehr als 15 Kilometer Lärmschutzwänden. Gleichzeitig wird die Riedbahn für den digitalen Bahnbetrieb der Zukunft ausgerüstet. Außerdem erhalten 20 Bahnhöfe zwischen Frankfurt/Main und Mannheim unter anderem moderne Wetterschutzhäuser, neue Wegeleitsysteme oder Aufzüge für einen barrierefreien Zugang.
Zum Fahrplanwechsel am 14. Dezember soll die Strecke wieder in Betrieb gehen.
Mit dem Pilotprojekt Riedbahn startet die DB die Generalsanierung von insgesamt 40 Streckenabschnitten in Deutschland bis 2030. Die konsequente Sanierung von Schienennetz und Bahnhöfen ist ein zentrales Element der DB-Strategie Starke Schiene. Ziel ist es, langfristig deutlich mehr Verkehr und Güter auf die Schiene zu lenken.