Eine App, die Leben retten kann

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In manchen Situationen scheint es übertrieben, direkt die 110 zu wählen. Doch ist die Lösung, in derlei Momenten einfach auszuharren? Keineswegs: SafeNow heißt der neue Helfer, der sowohl Nutzer:innen als auch Sicherheitspersonal in Notfällen Erleichterung schaffen soll.

Der Hamburger Hauptbahnhof ist nicht nur das meistfrequentierte Drehkreuz im Land. Die riesige Bahnsteighalle, angelehnt an den „Palais des Machines“ der Pariser Weltausstellung im Jahr 1889, ist außerdem ein echtes Wahrzeichen der Hansestadt. Doch das schöne Gebäude hat auch eine Kehrseite: Nebst einer halben Million Reisenden, die täglich über die Bahnsteige und durch die Wandelhalle strömen, finden sich hier nämlich auch immer wieder obdachlose Menschen, Betrunkene und leider auch Kriminelle zusammen. Gerade am Abend und in der Nacht meiden daher viele Hamburger:innen das Gelände.

Hilferuf per App

Doch was passiert eigentlich, wenn etwas passiert? Im Falle eines Überfalls wendet man sich an die 110, klar. Aber was, wenn man sich in einer Situation schlichtweg unwohl fühlt? Dann gleich die Polizei rufen? Lieber nicht, lieber einfach irgendwie durchstehen. Oder? Muss nicht sein! In Zusammenarbeit mit der Bundespolizei hat die DB eine Sicherheitsoffensive gestartet. Was als kleinerer Test bereits im Berliner Bahnhof Südkreuz begann, wird nun in Hamburg als Pilotprojekt fortgesetzt. SafeNow heißt die neue Helferin, die es Nutzer:innen ermöglicht, schnell und vor allem unauffällig Hilfe zu rufen.

Benötigt werden dafür lediglich das Smartphone und die kostenfreie App. Nach einer kurzen Verifizierung ist die bereits bereit für den Einsatz. Durch das Drücken des Buttons auf dem Bildschirm kann der Hilferuf ausgelöst, die Sicherheitskräfte durch einen schrillen Signalton alarmiert – und im Ernstfall so Leben gerettet werden.

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Neue Technik für mehr Präzision

„Wir verlassen uns bei SafeNow nicht auf GPS. Schließlich hat der Hauptbahnhof verschiedene Ebenen, zahlreiche Gleise, verwinkelte Wege. Da lässt sich der Standort unmöglich ermitteln. Stattdessen wurden im ganzen Gebäude sogenannte Beacons verbaut – rund 250 Stück. Diese basieren auf Bluetooth Low Energy und ermöglichen es, den genauen Standort der Person zu senden, die den Hilferuf abgesendet hat – und machen es für die Sicherheitskräfte deutlich einfacher, diese Person zu finden“, erklärt Dominik Schäfer. Als Projektleiter des Vorhabens „Sicherheitsbahnhof“ bei Station&Service ist er maßgeblich am Pilotprojekt in Hamburg beteiligt und freut sich über den Start.

„Weiterer Baustein im Sicherheitspaket“

Doch nicht nur in den Reihen der Deutschen Bahn freut man sich über die neue App, die im Notfall Leben retten kann: „Der Ausbau des öffentlichen Personenverkehrs erfordert es, Sicherheit in den Zügen und in den Bahnhöfen neu zu denken“, erklärt Isabel Schmitt-Falckenberg, Abteilungsleiterin bei der Bundespolizei im Rahmen einer Pressekonferenz Ende Oktober, „hier sind innovative Lösungen gefragt.“ Innensenator Andy Grote ergänzt: „Die Hilferuf-App SafeNow ist ein weiterer Baustein in unserem Sicherheitspaket für den Hamburger Hauptbahnhof.“

 „Neben den SafeNow Zonen kann die App auch mit Freunden genutzt werden, um sich gegenseitig zu alarmieren“, sagt Schäfer. Im Hamburger Hauptbahnhof ist die App erstmal bis Ende 2024 im Einsatz. Danach wird entschieden, wie es weitergeht – und ob die Zone vielleicht sogar um den Vorplatz erweitert wird. Mit Blick auf den Test in Berlin sieht es ziemlich gut aus: 93 Prozent der App-Nutzer:innen fühlten sich dadurch nämlich deutlich sicherer.